DER RECHTE RANDWAS EIN GESUCHTER SCHWEIZER NEONAZI IN HAMBURG WOLLTE : Mann mit Verbindungen
Der Auslieferungsbefehl ist bereits erlassen. Allzu bald allerdings wird der schweizer Neonazi Sebastien Nussbaumer wohl nicht Hamburg verlassen. „Solch ein Verfahren kann etwas dauern“, sagt Claudia Casper, die ermittelnde Staatsanwältin im Kanton Zürich. Bis zu drei Wochen könnte der 24-Jährige, der einen 26-Jährigen niedergeschossen haben soll, an der Elbe in Haft bleiben, sagt Casper.
Montagmorgen, kurz nach 3 Uhr, hatte eine Spezialeinheit der Bundespolizei Nussbaumer in Hamburg-Harburg am Bahnhof erwartet. Beamte überwältigten den 1,90-Mann, stellten eine geladene Pistole sicher. Auf der Flucht war er bereits seit Samstag. „Aufgrund eines Hinweises war der schnelle Zugriff möglich“, sagt Casper.
Details möchte die Staatsanwältin nicht sagen, auch nicht zum Opfer, das seit Sonntag mit einer schweren Schussverletzung im Krankenhaus liegt. So bestätigt sie nicht die Vermutung, der Angeschossene komme wie Nussbaumer aus der rechtsextremen Szene.
In Hamburg ist Nussbaumer kein Unbekannter. Am 1. Mai 2008 nahm der 24-jährige bekennende Nationalsozialist an einem NPD-Aufmarsch teil. Damals griffen Neonazis massiv Gegendemonstranten, Polizisten und Journalisten an. Mittendrin: Nussbaumer, der auf seiner Brust ein Hitler-Porträt trägt sowie auf dem rechten Unterarm das Zivilabzeichen der SA. Ermittler vermuten, dass Nussbaumer Kontakt zur Gruppe „Nationalkollektiv Hamburg / Weisse Wölfe Terrorcrew Sektion Hamburg“ hat, die der Verfassungsschutz als militant einschätzt. Seine Freundin soll im niedersächsischen Buchholz leben.
Verbindungen zwischen deutschen und schweizer Neonazis gibt es seit Jahren, so stammte eine Waffe, die der „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) benutzte, aus der Schweiz, genauer aus dem Kanton Solothurn. Dort zu Hause ist auch Sebastien Nussbaumer.
Hinweis:
ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland