: G20 am Fluss Ganges
Von Natalie Mayroth
Am Sonntagabend trafen die ersten Entwicklungsminister:innen der 19 bedeutendsten Staaten und der EU sowie Vertreter von Institutionen wie den Vereinten Nationen und USAID im nordindischen Varanasi ein. Auch abends herrschen in diesen Tagen Temperaturen von über 33 Grad. Währenddessen erstrahlt die Stadt an den Hauptverkehrsadern in bunten Lichtern. Begrüßt wurden die ersten Delegierten, darunter die Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze, die EU-Kommissarin für Internationale Partnerschaften, Jutta Urpilainen, von dem indischen Außenminister Subrahmanyam Jaishankar (BJP).
Varanasi ist die Stadt mit der wohl größten religiösen Bedeutung am heiligen Fluss Ganges, in die Mittel aus der Initiative „Namami Ganges“ (Sauberer Ganges) für die Reinigung des Flussufers geflossen sind. Die hinduistische Pilgerstadt ist zudem der Wahlkreis des indischen Premierministers Narendra Modi (BJP).
Eines der Ziele Indiens ist es, frauengeführte Entwicklung als Baustein eines grünen Entwicklungspakts voranzutreiben. Das begrüßt auch die deutsche Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD), wie sie bei ihrer Reise vor dem Treffen betonte.
Varanasi bietet die Gelegenheit, sich über die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) zu verständigen. Trotz der Ambitionen Indiens, als Gastgeber die Stimme des Globalen Südens zu sein, dürften die Verhandlungen nicht einfach werden.
Das Treffen findet vor dem Hintergrund wachsender entwicklungspolitischer Herausforderungen statt, die durch die Verlangsamung der Weltwirtschaft, Verschuldung, wachsende Armut und die Auswirkungen des Klimawandels gekennzeichnet sind. Hinzu kommen geopolitische Spannungen.
Seit dem russischen Angriffskrieg steht die G20 mehr unter Druck. Sie ist derzeit in zwei Blöcke gespalten. Bis zum großen Abschluss im September wäre noch Zeit, ein gemeinsames Kommuniqué zu erreichen, jedoch zeichneten sich bereits beim Treffen der Minister:innen für Finanzen und Auswärtiges die Spannungen zwischen Russland und seinem Verbündeten China und den restlichen Staaten ab. Russland stimmte bei den Außenminister:innentreffen im März in Delhi den Formulierungen über den Angriffskrieg nicht mehr zu. In ihrer Abschlusserklärung hatte die G20 mit großer Mehrheit den russischen Krieg gegen die Ukraine aufs Schärfste verurteilt.
Im vergangenen Jahr konnten sich die Staaten in Indonesien auf ein gemeinsames Kommuniqué einigen, was in diesem Jahr schwieriger werden dürfte, auch wenn Indien zu Russland, seinem größten Waffenlieferanten, ein freundschaftliches Verhältnis pflegt.
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