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Archiv-Artikel

Verpeilungen der Existenz

STERNE Rainald Goetz als Vorbild für viele jüngere Autoren

In allen Feuilletonredaktionen gibt es Rainald-Goetz-Fans, sicherlich weil Goetz auch ein Writer’s Writer ist, also jemand, dessen Werk oft vom Schreiben handelt, dem Glück und den Verpeilungen der schreibenden Existenz, dass auch viele Kollegen einen Sprung in der Schüssel haben oder zu haben meinen und dass die Lektüre der frühen Texte von Rainald Goetz viele der heute 40- bis 50-Jährigen dazu gebracht hat, selbst zu schreiben.

Mit einigen Freunden rede ich eigentlich immer über Rainald Goetz, zum Beispiel mit Cord Riechelmann. Das ist eines unsrer gemeinsamen Themen. Cord schreibt, liest und theoretisiert tagaus, tagein und kennt Rainald auch seit den 80ern. Ich erzähle dann meinetwegen, dass drei verschiedene taz-Delegationen bei der Verleihung des Berliner Literaturpreises waren. Er ergänzt etwas, fragt nach und ich freue mich, nun das erzählen zu können, was in dem Artikel keinen Platz mehr gefunden hat.

Vor zwei Jahren, bei der suhrkamp-Eröffnung, standen Tobias Rapp, Rainald Goetz und ich zusammen. Rainald sagte: „Haha, die drei drogenverherrlichenden Autoren auf einem Haufen.“ Oder ähnlich. Das war auch lustig! Oder als mich Rainald bei der Eröffnung des edition-suhrkamps-Ladens gecoacht hatte.

Meine Lieblingsbegegnung mit dem Dichter liegt 20 Jahre zurück. Ich war mit A., einer gemeinsamen Freundin, in München. Wir waren betrunken und sehr guter Dinge. Mit dem Taxi wollte ich nach Hause fahren. Rückwärts gehend winkte ich zum Abschied. Rainald rief warnend etwas, ich drehte mich um und prallte mit der Stirn gegen einen Laternenpfahl. So viel Sterne hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen. DETLEF KUHLBRODT