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Weiter Zwist um die Oder

Fast ein Jahr nach der Umweltkatastrophe sind sich Deutschland und Polen uneins über eine Lösung zur Verhinderung eines erneuten Fischsterbens

Die Atmosphäre beim deutsch-polnischen Austausch zum Schutz der Oder blieb trotz sommerlicher Temperaturen frostig. Sowohl Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) als auch ihre polnische Amtskollegin Anna Moskwa betonten am Mittwochnachmittag nach einem Treffen im polnischen Slubice den Willen zu Dialog und zur Zusammenarbeit, die Meinungen über Maßnahmen zur Verhinderung einer erneuten Umweltkatastrophe im Fluss lagen aber auseinander. Streitthema sind vor allem die Salzeinleitungen in die Oder. Fachleute gehen davon aus, dass hoher Salzgehalt, Niedrigwasser, hohe Temperaturen und das Gift einer Algenart mit dem Namen Prymnesium parvum wesentliche Ursachen für das große Fischsterben waren. Lemke blieb in ihrer Forderung nach einem Stopp der Salzeinleitungen oder zumindest einer Reduzierung für den Sommer hartnäckig. Das sei die einzige „Stellschraube“ gegen eine erneute Umweltkatastrophe in dem Fluss, da hier die Temperaturen nicht zu regulieren seien. „Wenn wir das Wiederholen der Katastrophe verhindern wollen, dann ist es notwendig, dass zumindest jetzt im Sommer bei hohen Temperaturen, niedrigen Wasserständen die Einleitungen reduziert oder eingestellt werden“, sagte sie an die polnische Seite gerichtet. Für den Bergbau müssten in dieser Phase dann andere Mittel gefunden werden.

Auch nach der Umweltkatastrophe im vergangenen August wurden immer wieder überhöhte Salzfrachten in der Oder gemessen. Die Sorge vor einem erneuten Fischsterben im Sommer wächst, da die toxische Goldalge laut Experten hier inzwischen weit verbreitet vorkommt.

Polens Umweltministerin Anna Moskwa betonte, dass illegale Einleitungen in die Oder identifiziert und gestoppt worden seien. Zu der Frage nach Einleitungen aus polnischen Bergwerken antwortete sie ausweichend. Europaweit sei die Oder vermutlich der Fluss, der derzeit am besten untersucht werde. Es gebe ein ständiges Monitoring an vielen Stellen, so Moskwa. Sowohl polnische als auch deutsche Daten zeigten, dass sich die Fischbestände in der Oder erholen würden. Polen habe alles getan und werde alles tun, um zu verhindern, dass sich das Fischsterben wiederholen werde. (dpa)

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