das wetter: Der König (39)
Auf dieser Miniaturgeisterwelt stach der Muschinger durch einen zwar schleppenden, aber doch vorhandenen Witz hervor. Was nichts damit zu tun hatte, dass der Muschinger sich so gut wie keine Witze merken konnte, obwohl er in seiner königlichen Ausbildung zum König gelernt hatte, wie wichtig es als Oberhaupt von Untertanen war, en passant einen Witz fallen zu lassen. Der Muschinger besaß einen gewissen Mutterwitz, vielleicht, weil er seine Frau Mutter, die alte Königinnenschnitte, nie hatte leiden können. An seinem zweihundertdreiundsechzigsten Tag als König fiel ihm am Wühltisch der Erinnerungen wieder ein, wie eiswürfelkalt sich die Alte ihm gegenüber an so manchen verschatteten Tagen verhalten hatte. Der Muschinger nannte sie die „Gin-Tonic-Tage“, denn hochprozentige Kaltgetränke waren dabei ständig im Spiel.
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