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Archiv-Artikel

Top im Stellenabbau

AUS MÜNCHENJÖRG SCHALLENBERG

Es sei, sagte Alessandro Profumo, Chef der italienischen UniCredito-Gruppe, keinesfalls ein freundliches Angebot, dass man der HypoVereinsbank (HVB) unterbreitet habe. Dann zog der Versuch eines Lächelns über das Gesicht des smarten Managers: „Es ist vielmehr ein sehr, sehr freundliches Angebot.“ Später sprach er gar von einer „Hochzeit“ der beiden Institute. Doch allzu romantisch sieht die künftige Verbindung kaum jemand.

Was Profumo und sein deutsches HVB-Pendant Dieter Rampl gestern in der Münchner Zentrale der HypoVereinsbank verkündeten, war die geplante Fusion von UniCredito und HVB, wobei den Deutschen die Rolle eines starken Juniorpartners zugedacht ist. Um Chef zu werden, bieten die Italiener den HVB-Aktionären für eine Aktie jeweils fünf Anteile von UniCredito an – womit der Wert der HVB an der Börse auf etwa 15 Milliarden Euro taxiert würde.

Als wichtigste Ziele der neuen Gruppe skizzierten Profumo und Rampl neben dem Ausbau des Kerngeschäfts in der finanzstarken Region Süddeutschland, Österreich und Italien die Beherrschung der Märkte Osteuropas (siehe unten).

Weil UniCredito und HVB bislang in Osteuropa in direkter Konkurrenz standen, sollen bei der geplanten Zusammenlegung der meisten Geschäftsfelder etwa 9.000 Stellen gestrichen werden. Die so genannten Synergieeffekte zur Gewinnmaximierung machen auch vor Deutschland nicht Halt – schließlich sollen sie der neuen Mega-Bank laut Geschäftsplan rund eine Milliarde Euro bescheren, davon allein 900 Millionen durch Kostensenkungen. Ein ehrgeiziges Ziel. Und so kündigten Profumo und Rampl gleich an, 4.200 Stellen abzubauen – davon waren 2.400 bereits in einem internen Sparprogramm der HVB enthalten. Der Rest, verkündete Rampl, käme nach einer Fusion noch „on top“. Immerhin, so Rampl, „sind wir, Mobilität vorausgesetzt, zuversichtlich, dass wir auch diese Integration ohne betriebsbedingte Kündigungen durchführen können“.

Momentan beschäftigt die Bank hierzulande rund 26.000 Mitarbeiter, seit dem Zusammenschluss von Hypobank und Vereinsbank im Jahre gingen bereits 11.000 Arbeitsplätze verloren. Klaus Grünewald, der für die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di dem Aufsichtsrat der HVB angehört, hatte zuvor in einem Interview betont, dass Rampl ihm garantiert habe, in den kommenden drei Jahren in Deutschland keine Entlassungen vorzunehmen. Allerdings sagte Grünewalds Aufsichtsratskollege Hanns-Peter Kreuser, die UniCredito habe keinerlei Zusagen gegeben, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Kreuser und andere Arbeitnehmervertreter hatten gehofft, dass es keinen zusätzlichen Stellenabbau geben würde. Allerdings hätte auch nach ihrer Einschätzung eine Fusion mit der Commerzbank, die lange als Alternative galt, zu weitaus größeren Stellenkürzungen geführt.

Auch die fünf Jahre Bestandsgarantie der Italiener für den Erhalt der deutschen HVB-Sparte gelten offenbar nur eingeschränkt. Denn diese Klausel kann mit einer Mehrheit von 19 der 24 Stimmen im UniCredito-Aufsichtsrat bereits früher geändert oder aufgehoben werden. Allerdings würde die HVB nach einer Fusion acht der 24 Aufsichtsratsposten besetzen.

Weil das Inlandsgeschäft im Vergleich zu den boomenden Märkten in Osteuropa als wenig profitabel gilt, hatte etwa die Abendzeitung von Gerüchten in Börsenkreisen berichtet, nach denen UniCredito den für Deutschland zuständigen Geschäftsbereich möglicherweise an eine andere Bank, etwa die Commerzbank, weiterverkaufen wolle. Das bestritt HVB-Chef Rampl gestern energisch: „Diese Spekulationen entbehren jeder Grundlage.“ Um die Fusion durchzuführen, müssen nun noch die Aktionäre der beiden Unternehmen sowie die Kartellbehörden zustimmen.