das wetter:
Dreilings Klage
„Mutter, o Mutter! Was tust du mir an?“ Die Hände spinnengleich in den Dämmerhimmel gestreckt, klagte Dr. Dreiling das Wesen, das ihm einst sein Leben geschenkt hatte, an, für sein Schicksal und Elend verantwortlich zu sein. Niemand liebte ihn und nie wurde er gelobt und seine Mutter hatte kein gutes Wort für ihn übrig, befand der gelernte Dentalpsychologe. Dabei hatte seine betagte Frau Mama, die auf der Gartenbank neben ihm saß, ihren Sohn lediglich darum gebeten, sich die Krümel aus dem Spirkelbärtchen zu wischen, das seine schmalen Lippen umkränzte. Der unappetitliche Anblick widerspreche ihrem ästhetischen Empfinden. Dr. Dreiling war ein Dramakönig der besonderen Art. Deshalb fiel der rundliche Mann nun auf die Knie und nahm alles zurück: „Mutter, o Mutter, vergib mir mein Tun.“ Das alte Muttchen aber rollte nur müde die wehen Augen.
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