Kein Mandat für Dinges & Co

Morgen große Bildungsdemo: Fünf Sternmärsche zum Rathaus geplant. Bündnis von GEW, ASten, Schülern, Lehrern und Kitas rechnet mit 10.000 und mehr Teilnehmern

„Wir wollen ein Zeichen setzen, dass der Senat für diese Bildungspolitik kein Mandat hat“, erklärte der neue GEW-Vorsitzende Klaus Bullan gestern anlässlich der für morgen geplanten Bildungsdemo zum Rathausmarkt. In einer der reichsten Städte Europas würden die Bedingungen „von der Kita bis zur Hochschule“ verschlechert. „Geld vorhanden“ sei dagegen für Marinemuseum und Eventkultur.

Der Unmut, so schätzt die GEW-Spitze, ist so groß, dass sich „Zehntausende“ an den insgesamt fünf Sternmarsch-Routen beteiligen könnten, die ab 14 Uhr mit einer Kundgebung am Rathaus enden sollen. An zahlreichenen Schulen, so berichtete Schülerkammer-Sprecherin Shappo Beck, soll es nach der vierten Schulstunde Vollversammlungen geben, von denen aus die Schüler anschließend zu fünf Treffpunkten oder direkt zum Rathaus fahren. Vom Uni-Campus aus soll es eine Studierendendemo geben, an der U-Bahn-Station Feldstraße startet ein Zug von Kita-Beschäftigten, -Eltern und -Kindern. „Gebührenfreie Bildung für alle“ lautet das gemeinsame Motto.

Was die Schüler besonders empöre, so Shappo Beck, sei das neue Büchergeld. Hätten sie doch schon bisher bei Kosten von 50 bis 100 Euro für Arbeitshefte und Lektüren „nicht das Gefühl“, dass es eine Lehrmittelfreiheit überhaupt gebe. Tatsächlich würden Eltern schon heute 50 Euro im Jahr für Arbeitsmaterialien bezahlen, ergänzte auch der Elternkammer-Vorsitzende Holger Gisch, der von der Politik „mehr Ehrlichkeit“ verlangte. Hätten die Schulen doch künftig nicht etwa mehr, sondern weniger Geld für Bücher. „Unehrlich“ sei es auch, wenn der Senat stets behaupte, es gebe in Hamburg die bundesweit beste Ausstattung. „Wie soll ich das einer Mutter erklären“, fragte Gisch, „deren Kind mit 29 anderen in der 1. Klasse sitzt?“

„2001 waren noch 24 Kinder in der Grundschulklasse, heute sind es mindestens 27“, sagt auch SPD-Bildungsexpertin Britta Ernst. Seither habe der Senat die Lehrerstellen auf den Stand von „Anfang der 90er Jahre“ heruntergekürzt.

Die Demo richtet sich auch gegen die Kürzung des Personals in den Kitas (taz berichtete), die Kappung der Mittel für Volkshochschule und Bücherhallen, das Ausbluten der Weiterbildungsträger, wo „1.000 bis 2.000 Menschen ihren Job verloren“, so ver.di-Referent Roland Kosiek. Und gegen die Gebührenpläne von Wissenschaftssenator Jörg Dräger: Es gebe, so AStA-Sprecherin Jana Schumacher, „kein einziges“ Modell, das den Titel „sozial gerecht“ verdiene. Katastrophal wäre, wenn die CDU jetzt auch noch darüber nachdenke, das Bafög abzuschaffen.Kaija Kutter

Sternmarsch-Treffpunkte morgen ab 13 Uhr: Hauptbahnhof; Berliner Tor; Landungsbrücken; Uni-Campus; U-Bahn Feldstraße