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Archiv-Artikel

SPORTPLATZ Alba droht die Blamage

BASKETBALL Die Berliner verlieren das dritte Play-off-Spiel gegen Würzburg. Morgen geht’s um alles

Ein paar Minuten vor Spielende rannte das Alba-Maskottchen mit einer großen gelb-blauen Fahne durch die Halle, um das Publikum zu animieren. Allein, es wollte keine Stimmung mehr unter den 10.000 Zuschauern in der Mehrzweckhalle am Ostbahnhof aufkommen. Denn zu diesem Zeitpunkt gelang den Alba-Spielern kaum noch etwas, die Fans hatten die Hoffnung längst begraben. Nur die Würzburger Anhänger feierten. Sie hatten allen Grund: Ihr Team gewann 91:84 (43:45) gegen Alba und führt damit in der Playoff-Serie mit 2:1. Ihnen fehlt nur noch ein Sieg zum Einzug ins Halbfinale. Alba steht überraschend vor dem Aus.

„Ihr Wille zu gewinnen war größer als bei uns“, resümierte Alba-Coach Gordon Herbert nach dem Spiel. „Mangelnde Konzentration und fehlender Kampfeswille“, attestierte Nationalspieler Heiko Schaffartzik. Warum das alles fehlte, konnte keiner wirklich erklären. Sicher ist: Es fehlte die Leidenschaft. „Wir haben von Anfang an gesagt, nur mit Basketballspielen allein wird es nicht gehen“, so Manager Marco Baldi.

Viel zu häufig ließen die Berliner die Gäste gewähren. Immer wieder konnten die Franken unbedrängt zum Korb ziehen, immer wieder holten sich die Würzburger die Rebounds. Viel zu einfach wurde es ihnen gemacht, fand deshalb Derrick Allen, der mit 19 Punkten neben Kapitän Dashaun Wood (20 Punkte) und Center Yassin Idbihi (17 Punkte) bester Berliner Schütze war.

Alba fand nie in das Spiel, lag von Beginn an hinten. Gegen die aggressiv und unorthodox spielenden Würzburger kamen die Berliner nicht in ihren Rhythmus. Der Aufsteiger kämpfte um jeden Ball, störte Alba schon im Spielaufbau. Und das liegt Alba nicht. Es war wirklich kein Spiel für Basketballästheten, aber legitim ist so eine Taktik natürlich.

So liefen die Berliner oft hinterher. Erst kurz vor der Pause brachte Bryce Taylor mit einem Dreier Alba mit 42:39 erstmalig in Front. Die Freude war nur von kurzer Dauer. Ab dem dritten Viertel lag Alba wieder zurück – bis Spielende.

Mit dem Rücken zur Wand

Nun müssen die Berliner am Dienstag unbedingt in Würzburg gewinnen. Das wird bei den sehr heimstarken Franken schwierig. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, so Schaffartzik. In der Punkterunde kassierte Alba seine höchste Saisonpleite in Würzburg, und auch im zweiten Playoff-Spiel am vergangenen Mittwoch war Alba dort chancenlos. Es spricht also nicht mehr viel für Alba.

So gab es am Ende die üblichen Durchhalteparolen zu hören: „Noch ist nichts entschieden“ und: „Wir haben noch alle Chancen.“ All jene Sätze, die man in den letzten Wochen und Monaten bei Fußball-Bundesligist Hertha BSC so häufig vernahm. Und Ironie des Schicksals: Für beide könnte am Dienstag der K.-o.-Schlag erfolgen.

„Wir müssen einiges ändern“, meint Spieler Derrick Allen mit Blick auf das Spiel. Und Manager Baldi fordert: „Wir brauchen maximale Opferbereitschaft, ohne dabei den Kopf zu verlieren.“ Genau die ließen die Alba-Spieler in den letzten beiden Partien vermissen. Viel zu wenig wurde körperlich dagegengehalten. Und wenn ein NBA-erfahrener Spieler wie Kyle Weaver bei sieben Korbversuchen keinen einzigen trifft, dann scheint es einigen auch an der nötigen mentalen Stärke zu fehlen.

Sollte Alba doch noch mal die Wende herbeiführen, käme es am Donnerstag in Berlin zum Entscheidungsspiel. Aber das Team braucht vorher ein kleines Wunder, wenn die Saison nicht schon viel früher als geplant vorbei sein soll. NICOLAS SOWA