: Wenn nichts funktioniert in Deutschland
Die Stimmung in der Straßenbahn Linie 18 zwischen Köln und Bonn ist mäßig gut. Sie hat bereits 30 Minuten Verspätung am Kölner Bahnhof und Höhe Neumarkt lässt der Fahrer die Reisenden wissen, dass das noch mehr werden wird, wenn sie die Türen nicht frei machen.
Er sagt es an so ziemlich jeder Station erneut. „Wir fahren weiter, wenn die Türen frei sind“, aber die Türen sind nicht frei. Vielleicht ist den Fahrgästen nicht klar, wo sie stehen müssen, damit die Türen schließen können. Vielleicht hoffen sie, dass der Fahrer seine Kabine verlässt und ein Showdown die Langeweile dieses grauen Freitagnachmittags vertreibt.
Ein junger Mann, Typ Gangsta, langer Bart, ein bisschen füllig, steht neben einer dieser Türen, neben ihm zwei junge Männer, die nicht nur größenhalber zu ihm aufschauen. „Nichts funktioniert in Deutschland“, sagt der junge Mann, „Scheißland“. Er sagt es mehrmals, mit großem Nachdruck. Die Fahrgäste der Linie 18 schweigen.
Köln-Innenstadt
126.000 Einwohner*innen.
Von den etwa 30 Kölner Plätzen ist der Neumarkt (auf Kölsch Nümaat) der größte. Und ein Verkehrsknotenpunkt ist er auch.
Der junge Mann betrachtet die beiden Teenager neben ihm, nicht ausgeschlossen, dass er lächelt. „Das liegt daran, dass man solche wie euch reinlässt.“ Friederike Gräff
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