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Wenn Touristen Ortsschilder klauen

Sonne, blauer Himmel, kalter Wind – der Frühling hat auch Eiderstedt erreicht. Vor meinem Nachbardorf zieren gelbe Narzissen den Straßenrand, zwischen den Blumen steht ein blaues Auto. Mit der Sonne kommen auch die Touristen auf die Halbinsel. Zwei von ihnen stehen gegenüber dem blauen Auto, vor dem Ortsschild der Gemeinde.

Ach du Schreck, nicht schon wieder!, denke ich. Die Touristen nähern sich dem Schild mit dem Ortsnamen: „Welt“, steht da, „Kreis Nordfriesland“. Ich trete auf die Bremse, kurbele mein Fenster herunter und schreie: Nicht klauen! Der Wind zerpflückt meinen Satz in Wortfetzen. Die beiden Touristen drehen hastig ihre Köpfe zu mir herum. Ich rolle an ihnen vorbei, ihr ertappter Blick folgt mir.

Welt

200 Ein­wohner*innen.

Die Gemeinde liegt auf der Halbinsel Eiderstedt, unweit von Wattenmeer und Sandstrand.

Im Rückspiegel sehe ich zwei kleiner werdende Umrisse über die Straße zurück zum blauen Auto huschen. Ich folge der Straße, eine Kurve nach rechts vorbei an Gasthof und Feuerwehrhaus, eine Kurve nach links vorbei an einer der 18 Kirchen von Eiderstedt – schon passiere ich das Ende von Welt. Das Schild mit dem durchgestrichenen Namen ist ebenfalls sehr begehrt. Malek Tellissi

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