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Archiv-Artikel

Auch der Weihnachtsmann war Nazi

GESCHICHTE Eine Ausstellung im Haus der Demokratie zeigt die Verfolgung von Kindern durch die Nazis

„Joseph, du bist ein Mulatte. Für solche Kinder habe ich nichts.“ Mit diesen Worten weist der Weihnachtsmann den Wunsch eines Zwölfjährigen nach Geschenken im Jahr 1934 zurück. Im Nationalsozialismus blieb die Rassenideologie auch am Heiligen Abend gültig.

Eine Ausstellung im Haus der Demokratie dokumentiert auf 50 Tafeln die Schicksale von Kindern und Jugendlichen, die aus unterschiedlichen Gründen im NS verfolgt oder diskriminiert wurden – wie der Zeitzeuge, der die Weihnachtsszene schildert. Mehrere Tafeln gehen auf die Opfer der sogenannten Euthanasie ein, Jugendlichen und Kinder, die wegen angeblicher erblicher Krankheiten oder krimineller Vorfahren in Anstalten gequält und häufig sterilisiert wurden.

Ein großer Teil der Ausstellungstafeln wurde von einer kirchlichen Initiative aus Freiburg erstellt. Zehn Tafeln gestalteten SchülerInnen des Berliner Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasiums. Sie interviewten Zeitzeugen und recherchierten über Verfolgte in ihrer Nachbarschaft.

„Bis heute ist wenig über das Schicksal der im NS verfolgten Kinder und Jugendlichen bekannt“, sagt Kuratorin Anne Allex vom Arbeitskreis Marginalisierte gestern und heute. „Wir wollen an diese vergessenen NS-Opfer erinnern.“ Allex erinnert daran, dass die noch lebenden Betroffenen oft noch an den Folgen der Verfolgung leiden und keine Entschädigung bekommen haben.

Ein Ausstellungskatalog, der eine Lücke in der Geschichte der NS-Verfolgung schließen würde, konnte bisher nicht erstellt werden, weil Fördermittel fehlen.

PETER NOWAK

■ „Unrecht an Kindern und Jugendlichen im deutschen Faschismus, Haus der Demokratie, Greifswalder Straße 4. www.anne-allex.de