: Kölner Kleinkunst ohne Kerle
Bei der Benefizgala „Sommernachtsfrauen“ (24.6.) zugunsten von medica mondiale haben Männer auf der Bühne nichts zu suchen. Auch Marion Scholz vom Kölner Musikkabarett „Duotica“ tritt solo auf
Von JÜRGEN SCHÖN
Das Kölner Musikkabarett „Duotica“ hat die Seiten gewechselt. Statt selbst auf der Bühne zu stehen, organisieren Marion Scholz und Holger Edmaier den Auftritt für ihre Kolleginnen. Und das gleich als große Benefiz-Gala. Die steigt am 24. Juni im Maritim mit bekannten und weniger bekannten Namen. Anka Zink und Isabell Varell sind dabei, Sia Korthaus, Katharina Herb, Charla Drops & Luna Luder, Christina Wirtz und Carolina Brauckmann. Bettina Böttinger moderiert. Alle treten kostenlos auf. Der Erlös geht an die Hilfsorganisation medica mondiale. „Ich rechne mit einem fünfstelligen Betrag“, gibt sich Marion Scholz optimistisch.
Es war so etwas wie eine Schnapsidee. Als die beiden Künstler vor einem knappen Jahr mit Rolf Emmerich, dem Organisator des jährlichen „Sommerblut-Festivals“ über einen Duotica-Auftritt in diesem Jahr sprachen, kam die Frage auf, ob man sich nicht auch etwas anderes vorstellen könne. Edmaier meinte spontan: „Ein Abend nur mit Frauen.“ Seine Bühnenpartnerin sagte „O.k.“ – die Gala „Sommernachtsfrauen“ war geboren. Und Duotica hatte die Organisation übernommen.
„Frauen sind in der Kleinkunst immer noch unterrepräsentiert“, erklärt Edmaier seine Idee. „Besonders das Ende des Kölner Kabarettfestivals ‚Frontfrauen‘ und der Bühnenabschied der Misfits haben eine Lücke hinterlassen.“ Vor allem das Wortkabarett sei derzeit von Männern dominiert, siehe TV-Sendungen wie „Scheibenwischer“ und „Mitternachtsspitzen“. Auch die Stand-up-Comedy werde von Männern beherrscht, von Appelt, Mittermaier und Nuhr. Dabei gebe es hier Frauen mit „hohem Potenzial“, ebenso im Musikkabarett. Zu letzteren gehört Marion Scholz, die bei dieser Gala auch auftreten wird, allerdings als Solistin. Denn Männer haben an diesem Abend nichts auf der Bühne zu suchen – nur dahinter in „dienender Funktion“ und davor als Publikum in „genießender Funktion“, freut sich Scholz und findet das „süß“. Dem Publikum verspricht sie „eine große Bandbreite weiblicher Kleinkunst, die nichts mit feministischen Klischees zu tun“ habe. Ihren Künstlerkolleginnen verspricht sie eine liebevolle Betreuung. „Wenn ich schon kostenlos für einen guten Zweck auf der Bühne stehe“, weiß sie aus eigener Erfahrung, „will ich nicht vom Veranstalter abgespeist werden.“ Und ein bisschen Werbung in eigener Sache müsse bei einem Benefizauftritt auch abfallen. Wenn die „Sommernachtsfrauen“ gut ankommen, soll es sie im nächsten Jahr bei Sommerblut wieder geben. „Vielleicht finden wir dann ja auch einen Hauptsponsor, das würde unsere Arbeit sehr erleichtern“, wirbt Marion Scholz für die Zukunft.
„Sommernachtsfrauen“: Benefizgala, 24. Juni, 19.30 Uhr, Maritim-Hotel Köln, Heumarkt 20. Karten: Tel. 0221/28 01 oder www.kvs-tickets.de