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brief des tages

Auf journalistische Standards pochen

„Pulitzerpreisträger auf Abwegen “, taz vom 10. 2. 23

Nach Pascal Beuckerts Lesart, hätte Seymour Hersh den Artikel nicht veröffentlichen dürfen, da er sich nur auf eine Quelle beruft. Ist diese Forderung nicht ein wenig provin­ziell? Man wird davon ausgehen können, dass es sich bei der Quelle um ein Mitglied von Regierung oder Geheimdienst handelt, das ebenso wie Hersh selber viel zu verlieren hat, sollte die Story im Kern nicht stimmen. Warum sollte die „Quelle“ eine solche facettenreiche Pistole erfinden? Warum der Schlenker von Zündung kurz nach Abschluss des Manövers hin zum zeitversetzten Zünden nach Monaten? Die Annahme von Herrn Beucker, dass man doch leicht eine zweite Stimme hätte finden können, ist vor der Tragweite der Operation naiv bis abwegig. Diese zweite Stimme würde – wie die Quelle – Hochverrat begehen. Grüße von Snowden aus Moskau. Fakt bleibt, dass irgendwer wertvolle Infrastruktur zerstört hat und auffallend wenig Interesse an der Aufklärung besteht. Hershs Darstellungen sind in der Konsequenz so weitreichend, dass man hier wohl lieber den Boten hängt, als den Täter zu suchen. Alexandra Decker, Berlin

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