DER RECHTE RANDWie ein Rathaus ein Konzert gegen rechts torpedierte : Alkohol untersagt
Die Bands standen fest, Sponsoren waren gefunden. Am vergangenen Samstag sollte es im niedersächsischen Wildeshausen „Rock gegen Rechts“-Konzerte geben. Um an die 182 Todesopfer der letzten 13 Jahre durch Rechtsextreme zu erinnern, hatten die Bands Statements vorbereitet. Über 250 Gäste wurden erwartet. Doch der Arbeitskreis „Bunt statt braun“ um Ralf Beduhn sah sich durch den Bürgermeister Kian Shahidi (parteilos) genötigt, die Konzerte abzusagen – wegen eines generellen Alkoholverbots.
„In einer Mail wurde uns mitgeteilt, dass eine Förderung der Stadt nur erfolgt, wenn weder an Erwachsene, noch an Bandmitglieder alkoholische Getränke ausgegeben werden“, sagt Beduhn. Zuvor hatte der Arbeitskreis mit dem Bürgermeister jedoch ausgemacht, nicht wie im vergangenen Jahr das Konzert in einer städtischen Einrichtung sondern in einer privaten Gaststätte auszurichten, um unter Berücksichtigung des Jugendschutzgesetzes Alkohol verkaufen zu können. Ohne die städtische Förderung war der Event nicht vorzufinanzieren, so Beduhn.
Die Entscheidung des Präventionsrates der Stadt wollte Shahidi nicht erklären. Der Bürgermeister, der Vorsitzender des Präventionsrates ist, war nicht erreichbar. Die Auflage sei nicht die erste Gängelung der Stadt, sagt Beduhn. Im vergangenen Jahr monierte die Stadt bei dem Anti-Rechtskonzert den Titel: „Aufmucken“. Der wäre zu aufrührerisch. Beduhn: „Die Ressentiments des Bürgermeisters sind einer nicht unüblichen Haltung geschuldet: Wer sich gegen Nazis engagiert, muss entweder verrückt oder linksradikal sein.“
Gegen das Trinken scheint Shahidi nicht bei allen Veranstaltungen etwas zu haben. Mit Unterstützung der Stadt richtet die Wildeshauser Schützengilde am 26. Mai das traditionelle Gildefest aus, dessen lebendige Trinkkultur betont wird. General der Schützengilde: Shahidi.
Hinweis: ANDREAS SPEIT ■ arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland