berliner szenen
: Die Nacht und das Kino

Auf dem Weg ins Kino höre ich „The Passenger“ in der Version von Siouxsie and the Banshees. Dank dessen gut gelaunt eile ich die Boddin- und dann die Erknerstraße runter. Denn in fünf Minuten muss ich im Wolfkino sein (ich mag es nicht, die Kinowerbung zu verpassen).

Der Film, den ich sehen möchte, heißt zufällig „Passagiere der Nacht“. Er hat aber, soweit ich weiß, mit dem Lied nichts zu tun, sondern spielt in den 80er Jahren, in Paris, wo ich bis vor einigen Tagen noch war.

Beim Rennen in meinen Doc Martens komme ich mir selbst wie die Protagonistin eines Filmes vor. Ich mag es, alleine ins Kino zu gehen, vor allem, wenn es nass und kalt ist, an einem Sonntagabend wie dieser, im Winter. Und ich mag solche französischen Filme, in denen nichts passiert, die Figuren schweigen und die Bilder fast nur aus Nahaufnahmen bestehen.

Ich schaffe es gerade rechtzeitig, im Kino anzukommen, um mir Bier und salziges Popcorn zu kaufen. Im Saal, als das Licht ausgeht, decke ich mich mit meinem Mantel zu, sinke in den Sessel und versuche mich von meinen gesprächigen Nach­ba­r*in­nen nicht irritieren zu lassen. Nach vielleicht zehn Minuten bin ich eingeschlafen.

Als ich aufwache, ist das Licht wieder an und die Zu­schaue­r*in­nen sind gerade dabei rauszugehen, manche gähnen dabei, manche schauen schon auf ihre Handys. Später muss ich wieder an Paris denken, als ich durch die Weserstraße mit ihren Lichtspiegelungen auf dem Kopfsteinpflaster flaniere.

Ob der Film gut war, frage ich mich. Und auch, ob ich beim Schlafen nicht gesprochen oder geschnarcht habe. Hätte mich jemand darauf aufmerksam gemacht, wäre es so gewesen? Meine Nachbar*innen, zum Beispiel? Und vor allem, habe ich geträumt und wenn ja, wovon? Luciana Ferrando