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Archiv-Artikel

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Black Block Italien 2011, R: Carlo A. Bachschmidt / Originalfassung mit Untertiteln

Mit zehn Jahren Abstand ist dieser Film über den brutalen Polizeieinsatz gegen die globalisierungskritische Bewegung in Genua entstanden. Im Juli 2001 fand in der norditalienischen Hafenstadt ein G-8-Gipfel statt. 300.000 Leute beteiligten sich an den Protesten dagegen.

„Black Block“ ist einerseits eine packende, durch die dokumentierte ungebremste Polizeigewalt empörende Zusammenstellung von Archivaufnahmen damaliger VideoaktivistInnen, die mitten aus dem Geschehen heraus filmten.

„Black Block“ verzahnt diese historischen Aufnahmen mit den Schilderungen von sieben DemonstrantInnen aus Spanien, England, Italien und Deutschland, die rückblickend die Ereignisse und ihren Umgang damit schildern.

An den Anfang hat der Regisseur einen Berliner gesetzt: Muli, jetzt 32, erzählt, wie er Punk geworden ist. In Genua fand er beeindruckend, wie bunt der Widerstand war: Bäuerliche Aktive vom Land diskutierten mit großstädtischen Punks. Der Kontrast dazu: „Als die Polizei angriff, war alles anders. Die griffen mit einer Unmenge Gas an, es war der nackte Terror. Das war kein normales polizeiliches Vorgehen. Ich habe es wie viele Andere als militärisch empfunden, hatte Todesangst.“

Dazu leicht verwackelte Videoaufnahmen. Die sind etwas fahrig – auch die Kameraleute erfasste Panik angesichts der Polizeigewalt. Auf dem Boden liegend vor einem Polizeibus ist ein junger Mann zu sehen. Bewegungslos. Carlo Guiliani, erschossen von einem Polizisten.

Wie Muli versuchte auch Lena, 35, nach den Polizeiattacken wegzukommen aus dem Zentrum der Auseinandersetzungen: „Wir waren schockiert von den Ereignissen, sind dann zur Diaz-Schule, weil die als legaler Schlafplatz bekannt war.“ Alle sieben Interviewten waren in dieser Nacht in der Diaz-Schule. Mina, 35, aus Spanien schildert, wie hunderte Polizisten sich vor der Schule erst sammelten, sie dann stürmten: „Es brach Panik aus, sie waren wie tollwütige Hunde! Nur Schreie waren zu hören und wie die Schulmöbel zerbrachen.“

Die Kamera konzentriert sich bei den Interviews oft auf die Gesichter. Als Chabbi, 46, aus Spanien schildert, wie ein Polizeibus die Schultür einrammte, zuckt sein Gesicht nervös: „Der erste Polizeioffizier, der hereinstürzte, war hasserfüllt – als ob er uns vernichten wolle.“ Am Morgen waren in der Schule zwischen den Schlafsäcken Blutflecken an der Wand. Die Regierung Berlusconis deckte den Polizeieinsatz. Die Prozesse gegen die Verantwortlichen wurden verschleppt.

„Black Block“ ist ein Film über Polizeigewalt. Der Titel des Filmes ist irreführend: die politischen Hintergründe und Debatten bleiben weitgehend ausgespart, die Chimäre „Schwarzer Block“ bleibt eine solche. Black Block, das Gipfelgespenst. Der Film ist sehenswert, aber wer weiter an konfrontativen Demonstrationen teilnehmen will, sollte ihn sich nicht alleine anschauen.

Gaston Kirsche

„Block Block“ läuft am Di um 20 Uhr im B-Movie, Brigittenstraße 5, St. Pauli, Hamburg-Premiere mit Gast