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Wenn „die Ausländer“ nicht alle gleich sind

Das Hotel im Mecklenburgischen ist zwischen den Feiertagen nahezu ausgebucht. An diesem Morgen scheinen sich die Gäste auf kollektives Ausschlafen geeinigt zu haben – und Frühstück um halb zehn. Nach einer guten Stunde ist die Eierbräterin stehend k.o. „Und dann sind da auch noch unsere ausländischen Mitbürger“, schimpft sie. „Die bitte ich um etwas, sie sagen: ja, ja – und ich warte zehn Minuten, zwanzig Minuten. Weil die nix verstehen.“

Ich verkneife mir die Frage, ob sie es schon mal mit Englisch versucht hat, sage lieber: „Ach, nächstes Jahr sprechen die bestimmt alle toll Deutsch.“ Aber sie ist nicht zu besänftigen, sagt: „Nächstes Jahr sind die nicht mehr da.“

Göhren-­Lebbin

liegt in der Mecklen­burgischen Seenplatte und hat nur 636 Ein­woh-ner:innen. Das Personal der sechs Hotels im Ort muss notwendigerweise von anderswo kommen.

Ich nehme mein Spiegelei mit und begebe mich auf die Pirsch nach einer freien Kaffeetasse. Ein Kellner fängt meinen suchenden Blick auf. Er ist ein dunkler Typ, vielleicht mit Vorfahren vom indischen Subkontinent, trägt einen schwarzen Vollbart und einen prachtvollen Pferdeschwanz, den meine Begleiterinnen mit Bewunderung betrachten. In fast akzentfreiem Deutsch fragt er: „Kann ich mit etwas helfen?“ Nach zwanzig Sekunden ist er mit zwei frisch gespülten Tassen zurück. Jan Kahlcke

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