WAS MACHT EIGENTLICH ... die Currywurst vorm Tor? : Ein großes Comeback feiern
Es gibt Dinge, die sind den Berlinern wichtiger als zum Beispiel der soziale Wohnungsbau oder der Bücherbestand in der Unibibliothek. Das ist zum einen die Berliner Luft, zum anderen aber eine zünftige Currywurst. Kaum war Berlin wieder wer, schien beides nicht mehr zusammenzupassen. Es kam zum Behördenkrieg, Senatoren taktierten, es ging um die Wurst. Am bekanntesten Wahrzeichen der Stadt, dem Brandenburger Tor, unterlag die Wurst samt Senator (Peter Strieder, SPD) schließlich dem neuen Berliner Bewusstsein für Dinge, die nicht zusammengehören. Das war 2003. Pariser Platz und Pappküche – Nie wieder! wollten die Sauberleute. Doch ihr Sieg ist nun Makulatur. In den Staub getreten vom Pragmatismus einer Berliner Verwaltung und der Sehnsucht nach etwas Echtem in dieser Stadt. Die Currywurst kommt zurück, und ist gesünder als je zuvor. Gestern eröffnete die Hotelbetriebswirtin Elke Zieschang ihren Imbisspavillon, und zwar auf der Tiergartenseite des Tors. Mit dabei das Markenfleischprogramm „Neuland“, das für artgerecht gehaltene Wurstschweine sorgt. Außerdem Freilandkartoffeln und fair verteilte Ketchup- und Majo-Anteile. Mit der Neueröffnung beginne „ein neues Kapitel in der Geschichte der Würstchenbuden am Brandenburger Tor“, jubelte die Nachrichtenagentur ddp. Und man kann sie förmlich schon vor sich sehen: die fünfbändige Berliner Propyläen-Ausgabe „Berliner Wurst und das Brandenburger Tor – eine heiße Beziehung“. AWFOTO: ARCHIV