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Archiv-Artikel

Das ist spitze: Solarstrom in Deutschland bei 40 Prozent

FOTOVOLTAIK Die Abkehr von den konventionellen Energieträgern funktioniert – und wird bekrittelt

BERLIN taz/dpa | Pfingsten brachte Spitzenwerte für die Fotovoltaik in Deutschland: Am Samstagmittag erzeugten 1,1 Millionen Solarstromanlagen nach Angaben der Übertragungsnetzbetreiber bis zu 22,2 Gigawatt. Das entspricht der Leistung von ca. 15 großen AKW-Blöcken und ist ein neuer Weltrekord: Kein Land auf der Erde hatte jemals so viel Solarstrom – 40 Prozent des Bedarfs – im Netz.

Unterdessen hat die Bundesnetzagentur die vorläufigen Zubauzahlen für die Fotovoltaik im ersten Quartal 2012 veröffentlicht. Danach wurden in den ersten drei Monaten Anlagen mit zusammen 1,8 Gigawatt Spitzenleistung neu installiert. Der Zubau geht damit hochgerechnet weit über die Menge hinaus, die die Bundesregierung plant.

FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle sagte, es könne nicht so weitergehen, dass „auf Teufel komm raus“ die Solarenergie gefördert werde. Die gesamten Förderkosten für Ökostrom, die die Verbraucher über ihre Stromrechnung mitbezahlen, betragen zurzeit für einen Dreipersonenhaushalt mit 2.500 Kilowattstunden Verbrauch etwa 8 Euro im Monat – vergleichbar mit dem Preis für drei Glas Bier.

Gegenüber der Welt am Sonntag äußerte Brüderle auch, den Ökostromanteil bis zur Abschaltung der letzten AKWs im Jahr 2022 auf rund 40 Prozent zu steigern sei ein ehrgeiziges Ziel. „Wir werden eine ganze Reihe von Gas- und Kohlekraftwerken bauen müssen, möglicherweise mehr, als wir zunächst dachten.“

Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) betonte, der Atomausstiegsfahrplan bis 2022 werde nicht infrage gestellt: „Kernenergie in Deutschland ist Geschichte.“ Die Bundesrepublik könnte als erste Volkswirtschaft in Europa die Energiewende schaffen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel räumte einen Rückstand beim Netzausbau ein. Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) kündigte eine größere Rolle des Bundes beim Trassenausbau an. „400 Kilometer Stromautobahnen sollen von der Bundesnetzagentur in Eigenregie geplant werden“, sagte er der Passauer Neuen Presse. BJ, KOCH

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