: Achtung! Alt-Abiturienten
Missglückte Neuregelung bei der ZVS: Die Behörde zieht ihre vorgezogene Bewerbungsfrist wieder zurück
Gottseidank gibt es Bürokraten, die uns immerzu Neologismen schenken. Nach der „Sandwichgeneration“, der bulettenhaft zwischen Kind und Eltern eingeklemmten Generation der Zahlenden, beschert uns die müffelnde Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) ein weiteres neues Wort: „Alt-Abiturient“. Das klingt so wie ZVS: altbacken halt. Es ist aber eine Neuerung im Hause der Dortmunder Behörde. Nur leider eine missglückte.
Als „Alt-Abiturient“ muss sich bezeichnen lassen, wer seine Fachhochschulreife vor dem 16. Januar 2005 abgelegt hat. Um den Hochschulen rechtzeitig die Daten vorlegen zu können, die sie für ihr internes Auswahlverfahren benötigen, wurde die Bewerbungsfrist für „Alt-Abiturienten“ vorgezogen: auf den 31. Mai. Das Gewohnheitstier Student hatte sich jedoch an den 15. Juli, den seit mehr als 30 Jahren geltenden Abgabetermin der ZVS, so sehr gewöhnt, dass einiges schief lief. Manche „Alt-Abiturienten“ waren zwischenzeitlich im Ausland (vielleicht im „alten Europa“), andere hatten den Termin schlicht vergessen. Deshalb verlängerte die ZVS die Frist wieder – bis zum 15. Juli, wie gehabt. Es wird vermutlich nicht lange dauern, dann rumpelt wieder ein FDP-Abgeordneter über die ZVS, beschimpft sie als „überflüssigen Kropf“, wie Daniel Sodenkamp im vergangenen Jahr, und fordert die Abschaffung der ältlichen Behörde. Nur: Es wird nichts nutzen. Denn die Behörde hat sich die Neuregelung nicht selbst ausgedacht. „Wir sind nur ausführendes Organ des politischen Willens der 16 Bundesländer“, sagt ZVS-Sprecher Bernhard Scheer. Die ZVS habe auf den vorgezogenen Abgabetermin keinen Einfluss, der sei auf Länderebene ersonnen worden. Als es aber nicht funktionierte, hat die ZVS die Länder informiert, mit dem Ergebnis, dass der frühe Abgabetermin erst im kommenden Jahr greift.
Und für die vierteljährlich wiederkehrenden Abgesänge auf die ZVS hat Scheer bloß ein müdes Seufzen übrig: „Wissen Sie“, sagt er, „die ZVS ist sozusagen eine janusköpfige Veranstaltung.“ Erst legten die Länder die Vorgehensweise fest, hätten dann aber einen Büttel, den sie prügeln könnten, wenn etwas nicht funktioniert. Es ist hart, bei der Zentralstelle beschäftigt zu sein. Dann bleibt man doch lieber Zeit seines Lebens – „Alt-Abiturient“. BORIS R. ROSENKRANZ