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Archiv-Artikel

Asse-Räumung rückt in weite Ferne

TERMINPLAN Beginn der Bergung des dort lagernden radioaktiven Abfalls könnte sich bis 2036 verzögern, sagt das Bundesamt für Strahlenschutz. Grünen-Politiker halten das für „nicht akzeptierbar“

Ministerien und Behörden beschuldigen sich wechselseitig, die Bergung zu verzögern

Die Bergung der radioaktiven Abfälle aus dem Bergwerk Asse rückt in weite Ferne. Nach einem gestern bekannt gewordenen Terminplan verzögert sich der Beginn der Räumung bis Ende 2036. Erst 2029 soll endgültig entschieden werden, ob der Atommüll überhaupt aus dem Bergwerk geholt werden kann.

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), seit 2009 Asse-Betreiber, hatte den Zeitplan von einer Beratungsfirma erstellen lassen. Bei den genannten Terminen handele es sich um ein „Worst-Case-Szenario“ aufgrund der bisher gemachten Erfahrungen und der bestehenden Rahmenbedingungen, sagte gestern BfS-Sprecher Florian Emrich.

Nach den derzeitigen rechtlichen Regelungen dürfen die einzelnen Schritte für die Rückholung des Atommülls nur nacheinander erfolgen. Das Verfahren ließe sich vor allem durch neue gesetzliche Regelungen beschleunigen. Bislang gibt es aber keine Einigung auf eine solche „Lex Asse“. Stattdessen beschuldigen sich Ministerien, Behörden und Parteien wechselseitig, die Bergung zu verzögern.

Der Fraktionschef der Landtagsgrünen, Stefan Wenzel, hält eine Verzögerung bis zum Jahr 2036 „unter keinen Umständen für akzeptierbar“. Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl sagte, der nun bekannt gewordene Zeitplan komme „einem bewussten Scheiternlassen der Rückholung“ gleich.

Derzeit laufen im Bergwerk die Vorbereitungen für die sogenannte Faktenerhebung: Mittels Probebohrungen in zwei Kammern mit Atommüll wollen sich Experten einen ersten Überblick verschaffen. Der Beginn der Bohrungen war immer wieder verschoben worden.

Udo Dettmann vom atomkraftkritischen Asse-2-Koordinationskreis hält die gesamte Phase der Faktenerhebung für „Zeitverschwendung“. Es sei ohnehin davon auszugehen, dass sich die Atommüllfässer in einem katastrophalen Zustand befänden und die Rückstände mit Baggern herausgeholt werden müssten.  REIMAR PAUL