: Der kleine Zeitungstod
Die „Westfälische Rundschau“ schließt drei Lokalredaktionen. Dabei beschwört die WAZ-Führung regionales Potenzial
Die zur WAZ-Mediengruppe gehörende Westfälische Rundschau in Dortmund will drei ihrer rund 30 Lokalredaktionen schließen. Spätestens ab Herbst werden die Rundschau-Leser in Warstein, Meinerzhagen und Betzdorf auf ihren Lokalteil verzichten müssen. „Wir berücksichtigen die Marktverhältnisse“, sagte der neue Chefradakteur Klaus Schrotthofer. Einen Qualitätsverlust gebe es dadurch aber nicht. „Die Mehrzahl der Leser an diesen Standorten wird auch in Zukunft die Rundschau mit einem sehr guten Lokalteil beziehen können“, sagte er. Allein der Lokalteil Meinerzhagen falle künftig komplett weg.
Die Deutsche Journalisten-Union NRW (DJU) kritisierte den Beschluss. „Wirtschaftliche Interessen stehen vor publizistischen Grundsätzen“, kritisierte DJU-Sprecher Udo Milbert. „In der Region geht Pressevielfalt verloren.“ Aus der Dortmunder Zentralredaktion heißt es, Schrotthofer wolle die Kompetenz seines Blattes besonders im östlichen Ruhrgebiet stärken. Die von der Schließung betroffenen 15 Redakteure sollen deshalb ins Revier versetzt werden. Dennoch sollen in den kommenden fünf Jahren fünf Stellen etwa durch Altersteilzeitregelungen abgebaut werden.
Chefredakteur Schrotthofer hat nach Aussagen der Gewerkschaft Ver.di Betriebsrat und Redaktionen Ende vergangener Woche informiert, aber lediglich zugesichert, dass es nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommen soll. „Die Rundschau hat noch viel Potenzial. Wir versuchen jetzt, die Strukturen diesem Potenzial anzupassen“, sagte Schrotthofer.
Der Kurs des neuen Chefs steht in massivem Widerspruch zur Strategie von WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach: Noch am vergangen Mittwoch hatte er die regionale und lokale Berichterstattung als das entscheidende Bonus des Mediums gelobt. „Die Leute wollen etwas, was sie in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld berührt“, sagte Hombach. In der Konzernzentrale gab man sich gestern zugeknöpft. Konzernsprecher Peter Klossek verwies alle Anfragen an den zuständigen Chefredakteur Schrotthofer. PHI, WYP