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das wetter

Draperie

In der Seidenstraßendraperie ging alles drunter und drüber, es war ein Kommen und Gehen, ein schieres Tohuwabohu, in dem sich keiner mehr auskannte. Es war alles durcheinander geraten, Nadel und Faden, Öhr und Stör, Strich und Binde, Junge und Mädchen, Auto und Straße. Welches Genie hatte die Ordnung bloß so ins Chaos gestürzt? Die Welt stand kopf in der Draperie, nichts war mehr am Platze, alles kugelte herum, polterte durch die Landschaft, auch die der Seele. Die Vorhänge waren Nachhänge, die Tischtücher lagen unter den Tischen, wie die Näherinnen auch. Niemand achtete auf die Schilder „Durch zweite Bedienperson auf Gegenseite sichern“, weil sich niemand als zweite Bedienperson verstand, immer nur als erste. Und gab es überhaupt eine Gegenseite? Wie sollte die aussehen? In den Schnittmustervorlagen stand davon auch sehr lange nichts.

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