: Immer noch zu wenig weibliche Profs
FRAUEN Anlässlich der Ausstellung „Unispitzen“ stellen sich Professorinnen in Führungspositionen der Frage „Wie geht es bitte nach oben, Frau Professor?“ Gestern war die Auftaktveranstaltung
Heidi Schelhowe, Professorin für Digitale Medien in der Bildung am Fachbereich Mathematik/Informatik der Uni Bremen, Konrektorin für Lehre und Studium
Der Anteil von Professorinnen in Deutschland ist von 11 auf durchschnittlich 19 Prozent innerhalb der letzten neun Jahre gestiegen. An der Uni Bremen liegt er bei 25 Prozent. Mit der Ausstellung „Unispitzen“ würdigt die „Arbeitsstelle Chancengleichheit“ Bremer Professorinnen in Führungspositionen.
Drei von ihnen sind die Konrektorinnen Heidi Schelhowe und Yasemin Karakaolu sowie die ehemalige Konrektorin Angelika Bunse-Gerstner. Sie berichteten im Rahmen der Auftaktveranstaltung zu insgesamt drei ausstellungsbegleitenden Gesprächsrunden unter der Fragestellung „Wie geht es bitte nach oben, Frau Professor?“ von ihren Werdegängen.
Heidi Schelhowe bekam 1981 aufgrund des Radikalenerlasses Berufsverbot als Lehrerin: „Das hat mich ungefähr ein Jahr lang sehr niedergeschlagen.“ Danach sattelte sie um und studierte Informatik: „Mein Mann hat mir das sozusagen erlaubt. Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir nach meinem Studium die Rollen tauschen und ich dann das Geld verdiene.“ Dank selbst organisierter Kinderkrippen und eines großen Freundeskreises habe das gut funktioniert.
Angelika Bunse-Gerstner war als Mathematikerin meist allein unter Männern. Sie hat mehrfach Angebote erhalten, zu lehren: „Die habe ich aber erst einmal abgelehnt, weil meine Kinder noch zu klein waren.“ Ihrer Karriere hat das freilich nicht geschadet.
Heidi Schelhowe hat andere Erfahrungen mit ihren männlichen Kollegen gemacht: „Als an der Uni eine Professur ausgeschrieben war, habe ich mich schon gewundert, dass mir meine Kollegen nicht Bescheid gesagt haben“, sagt sie. „Allerdings glaube ich nicht, dass das Absicht war. Ich wende mich schließlich auch immer zuerst an Frauen.“
Bereits als Studentin habe sie damit begonnen, Frauen-Netzwerke aufzubauen. „Männer haben immer schon Netzwerke gebildet, die sind das gewohnt. Frauen sollten das unbedingt auch tun.“
Die Turkologin Yasemin Karakaolu hat vier Jahre lang „in einem Institut mit einem Vorgesetzten gearbeitet, der sehr deutlich gemacht hat, wo Frauen seiner Meinung nach hingehören“. Das habe sie jedoch nicht davon abgehalten, ihren Berufsweg weiter zu beschreiten.
Das nötige Selbstbewusstsein dafür fehle allerdings vielen Frauen, sagt Heidi Schelhowe: „Und deshalb sind Gleichstellungsbeauftragte und eine Frauenquote immens wichtig!“ Frauen bräuchten weibliche Vorbilder, Netzwerke und Mitarbeiterinnen. Angelika Bunse-Gerstner bestätigt das: „Seit ich nicht mehr alleine bin, sondern vier Kolleginnen habe, ist vieles leichter geworden.“ SCHN