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Der Körper bei Hofe

Hilary Mantel, die Autorin der großen historischen Romantrilogie um Thomas Cromwell, ist gestorben

Es bedarf viel Know-hows und großer Anstrengungen hinter den Kulissen, um eine Cinderella aus einem Aschenputtel in eine Schönheit zu verwandeln.“ Das hat Hilary Mantel im Guardian in einem großen Essay über Lady Di anlässlich von deren 20. Todestag geschrieben. Die Pointe diesen eingehenden Textes: Der Mythos, die Ikone der Lady Di hat mit der realen Frau, die sie zu verkörpern hatte, von Anfang an nur wenig zu tun.

Die Körper der Menschen, vor allem auch die weiblichen Körper, und die Machtspiele in den politischen Zentralen, das ist auch das große Thema in Hilary Mantels historischen Ro­man­tri­logie um den britischen Lordkanzler Thomas Cromwell. Eingehend beschreibt sie darin, wie viel Know-how und wie viele Anstrengungen es braucht, um am Hofe Königs Henry VIII. vom Außenseiter zum mächtigen Mann aufzusteigen und dann auch an der Macht zu bleiben. Es wird viel geredet in diesen Romanen, die Hilary Mantel zwei Booker-Preise – 2009 für „Wölfe“, 2012 für „Falken“ –, den Adelsstand und Auflagen in Millionenhöhe einbrachten, und zugleich geht es hinter diesem Gerede immer auch ums Äußerste: um die eigene Existenz. Und im Hintergrund stehen bei dieser Autorin Klassen- und Geschlechterfragen.

Hilary Mantel selbst war, so wie ihre Hauptfigur Thomas Cromwell, eine Sozialaufsteigerin. Ihre Herkunft aus einfachsten Verhältnissen hat sie in der Autobiografie „Von Geist und Geistern“ beschrieben, genauso wie ihre Erkrankung an chronischer Endometriose, die ihren Körper aufschwemmte. Geboren wurde sie 1952 in Glossop. Bevor sie Autorin wurde, hat sie Jura studiert. „Meine Gesundheit ist unvorhersehbar“, hat sie erst kürzlich in einem Interview formuliert. Am Freitag ist Hilary Mantel im Alter von 70 Jahren gestorben. drk

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