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Entscheidung fürs Glück

Wer etwas Bleibendes schaffen möchte, braucht Vertrauen: in Menschen und Organisationen, in die Wirkung seiner guten Taten und in die Zukunft

Wer vertraut, kann verletzt werden, wer allerdings nicht vertraut, verletzt sich selbst

Enttäuschungen und seelische Verletzungen sind eine harte Probe fürs Vertrauen, manche verlieren es dadurch ganz. Doch man kann es auch wieder lernen. Das weiß die Wirtschaftspsychologin Eva Schulte-Austum aus eigener Erfahrung. In neun Länder ist Eva Schulte-Austum gereist, mehr als 350 Menschen hat sie hier interviewt. Von allen wollte die Wirtschaftspsychologin wissen: Wie entsteht Vertrauen in uns selbst, in andere und ins Leben und warum ist es so wichtig für unsere Zufriedenheit? Die bereisten Länder – Norwegen, Schweden und Dänemark, die Niederlande, die Schweiz, Kanada, die USA und Vietnam – gehören zu den vertrauensstärksten der Welt. Auch in Deutschland war Schulte-Austum unterwegs, obwohl das zu den eher misstrauischen Ländern gehört. Ihre Erkenntnisse hat sie in ihrem Buch „Vertrauen kann jeder. Das Rezeptbuch für ein erfülltes Leben“ zusammengefasst.

Dass Vertrauen zu ihrem Herzensthema geworden ist, liegt in ihrer eigenen Geschichte begründet: Als junges Mädchen wurde sie missbraucht. Obwohl sie liebevolle Menschen um sich herum hatte, verschloss sie sich immer mehr in sich selbst, war irgendwann körperlich und seelisch am Ende. „Nach einem intensiven Gespräch mit einer Freundin, die viele Jahre älter war als ich, wurde mir klar, was mir zu meinem Glück fehlte: Vertrauen.“ In einem langwierigen Prozess erlernte sie es wieder und kämpfte sich so ins Leben zurück. Sie sagt: „Wir Menschen sind soziale Wesen und brauchen Beziehungen, um glücklich zu sein. Vertrauen ist ein wesentlicher Teil davon.“ Es sei zwar immer mit einem gewissen Risiko verbunden, doch: „Wer vertraut, der kann verletzt werden, wer allerdings nicht vertraut, verletzt sich selbst.“

Wir Menschen kommen mit einer ordentlichen Portion davon auf die Welt: Etwa 30 Prozent unserer Fähigkeit, uns selbst und anderen zu vertrauen, ist bereits in unseren Genen angelegt, wie wissenschaftliche Studien zeigen. Misstrauen ist hingegen komplett erlernt. Die restlichen 70 Prozent lassen sich auf persönliche Erfahrungen zurückführen. Genau die können allerdings dazu führen, dass manche Menschen Vertrauen in sich und andere verlernen. Wer von anderen belogen und betrogen wurde, meint womöglich, sich mit Argwohn vor weiteren Verletzungen schützen zu können. Ein Trugschluss. „Begegnen wir unserem Gegenüber mit Misstrauen, erzeugen wir in der Mehrzahl der Fälle genau das Verhalten, das wir befürchten“, sagt Schulte-Austum.

Wieder an das Gute im Menschen zu glauben, auch in dem Wissen, das Enttäuschungen zum Leben dazugehören, lässt sich trainieren wie ein Muskel. Davon ist Schulte-Austum überzeugt. „Und nicht nur das: Vertrauen folgt klaren Rezepten, die uns den Weg erleichtern und nach denen wir handeln können.“ Eines davon ist Respekt: eine wohlwollende Grundhaltung gegenüber anderen, unabhängig von deren Taten und Leistungen. Damit einher geht die Fähigkeit, Grenzen zu erkennen und zu respektieren. Hinzu kommt Aufrichtigkeit: im Einklang mit den eigenen Werten und Prinzipien handeln und für diese einstehen. Auch Transparenz schafft Vertrauen. „Gewähren wir anderen Einsicht in unser Handeln, unsere Gefühle, aber auch unsere Erwartungen und Wünsche, schafft das Verbundenheit und erleichtert den Weg ins Vertrauen.“ Kristina Simons

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