: berliner szenen Element of Crime
Im Tonstudio
Was sind Plattenstudios doch für romantische Orte! Am Donnerstag lud Element of Crime in das Tritonus Tonstudio ein, Kreuzberg, Schlesische Straße, zweiter Hinterhof, dritter Stock. Man durfte sich die gerade abgemischte neue CD schon mal anhören und dazu – keine Frage! – Beck’s Bier trinken. Und so hörte man bei diesem Sommerwetter diese Herbstmusik, schlenderte in den großen, überhitzten Raum mit Blüthner-Flügel, rettete sich in den kleineren, klimatisierten Raum mit dem Riesenmischpult (wie viele Knöpfe zum Drehen es geben kann!), wanderte in den Abhängraum mit Couch, Kühlschrank und Kicker oder stand im langen Flur mit den anderen Groupies im Weg herum.
Klar, dass Sven Regener der Star war. Er war es (an dem Abend, aber vielleicht ist er es ja immer!) auf eine unneurotische Art und Weise. Künstlerroman- und Zicken-TV-sozialisiert, wie man ist, kann einen das durchaus überraschen. Sven Regener stand als ein notorischer Kreuzberger unter vielen herum, redete, scherzte und war so fern vom Kunstkacke- oder Popwichtigkeitstun, wie man nur sein kann. Dass das gar nicht leicht ist, sah man an dem Abend auch. Zwischendurch mussten zwei Kamerateams zufrieden gestellt werden. Ansonsten: „Hej, Sven“ hier, „Mann, toll, Mann, Sven“ da – aber an Sven Regener prallten alle Weltwichtigkeitsversuchungen ab. Der Abend bot Einblicke in einen Lebensentwurf, der nach dem Prinzip funktioniert: Bestseller schreiben, große Hallen füllen, das ist okay – aber auf dem Boden bleiben, Junge! Das wirkte ziemlich sympathisch.
Das Album heißt übrigens „Mittelpunkt der Welt“, enthält schöne Verse wie „Alle Gläser sind leer / Weit ist der Weg zu dir“ und erscheint im – Herbst.
DIRK KNIPPHALS