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Fasten für den Frieden

Zum 77. Jahrestag der US-amerikanischen Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki ziehen FriedensaktivistInnen nach Berlin und setzen sich mit ihrem Körper für eine atomwaffenfreie Welt ein

„Nur wer Massenmord plant, besitzt Atomwaffen“ steht auf einem großen Transparent, das am Samstagnachmittag in unmittelbarer Nähe der US-Botschaft am Pariser Platz in Berlin für Aufmerksamkeit sorgt. Etwa 25 Personen stehen in der Nähe und zeigen weitere Banner und Fahnen, mit denen sie sich für eine Welt ohne Krieg und Militär einsetzen. Eine zerbrochene Waffe dient als Symbol der KriegsgegnerInnen. Die Naturfreunde Deutschland, ein Umweltverband mit klar antimilitaristischer Ausrichtung, zeigen ebenfalls Flagge.

Unter dem Motto „Büschel goes Berlin“ haben AntimilitaristInnen auf einer Tour durch die Republik für eine atomwaffenfreie Welt geworben. Gestartet sind sie am 24. Juli im Fliegerhost Büchel in der Eifel, wo noch US-Atomwaffen lagern. Am 5. August sind die KriegsgegnerInnen in Berlin eingetroffen. Am Abend gedachten sie an der Weltfriedensglocke im Volkspark Friedrichshain mit Kerzen und Papierkranichen der Opfer der beiden Atombombenabwürfe auf Japan vor 77 Jahren.

Am Samstag begannen dann die mehrstündigen Mahnwachen vor den Botschaften aller neun Atomwaffen führenden Staaten. „Begonnen haben wir vor der Botschaft der USA, die bisher als einziges Land Atomwaffen eingesetzt hat“, so der Berliner Friedensaktivist Lothar Eberhardt zur taz. „Solange es Atomraketen gibt, kann es jederzeit auch wegen menschlichen und technischen Versagens zu einem Krieg kommen. Deshalb setzen wir uns für die vollständige Abschaffung der tödlichen Waffen sein“, erklärt Uwe Werner Schierhorn von der Initiative „Atomkrieg aus Versehen“, die zahlreiche Fehlalarme, Unfälle und Katastrophen im Umgang mit Atomwaffen zusammengetragen hat.

Nach knapp zwei Stunden verlassen die KriegsgegnerInnen den Platz vor der US-Botschaft und ziehen zur nahe gelegenen russischen Botschaft. Dort halten sie Schilder in die Höhe, auf denen sie ein sofortiges Ende des russischen Kriegs in der Ukraine fordern. Waffenlieferungen an die Ukraine lehnen die AktivistInnen jedoch ab. „Meine Botschaft ist die Gewaltlosigkeit“, betont der Theologe Matthias Engelke, der vor 13 Jahren die internationale Kampagne „Fasten gegen Atomwaffen“ initiiert hat. Bis diesen Montag wollen AktivistInnen aus Deutschland, Großbritannien und Frankreich gemeinsam in Berlin für den Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland fasten.

Engelke hält auch während des Kriegs in der Ukraine an seinen antimilitaristischen Grundsätzen fest. Gewaltlosigkeit und Pazifismus seien nicht mit Wehrlosigkeit zu verwechseln, betont der Pfarrer. In den vielen Gesprächen, die er über das Thema geführt habe, habe er den Eindruck gewonnen, dass durch den Krieg in Europa in Teilen der Bevölkerung zwar eine allgemeine Furcht vorhanden ist, ein akutes Bedrohungsgefühl aber fehlt, sagt Engelke. Auch am Samstag bleiben nur wenige PassantInnen bei den AntimilitaristInnen stehen. Die wollen ihre Kundgebungen am Montag und Dienstag dennoch fortführen – diesmal vor den Botschaften der Atombombenmächte Israel, Pakistan, Indien und Nordkorea.

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