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Archiv-Artikel

„Konkurrenz um Standorte“

Vortrag&Diskussion Bernhard Pötter befeuert mit seinem Buch die energiepolitische Debatte

Von HMM
Bernhard Pötter

■ 46, war Volontär der taz.bremen und arbeitet heute unter anderem bei der taz.berlin.

taz: Herr Pötter, geht in Bayern ohne Bremer Wind das Licht aus?

Bernhard Pötter: In Bayern vielleicht nicht, denn die sind selbst relativ weit bei der Energiewende. Aber grundsätzlich kann man sagen, dass die großen industriellen Stromverbraucher im Süden sitzen und ein großer Teil des Windstroms aus dem Norden kommt.

Was bedeutet die Energiewende für Bremen?

Bremen hat eine direkte Anbindung an die Offshore Industrie, somit bieten sich große wirtschaftliche Chancen. Auch bei politischen Entscheidungen, wie zum Beispiel dem Bau von Trassen, wird Bremen als Land mit grünem Profil eine wichtige Rolle spielen. Im Moment gibt es einen heftigen Konkurrenzkampf um die Standorte zur Versorgung von Offshore Anlagen, dies betrifft vor allem die Häfen.

Ihr Buch heißt „Stromwechsel – Wie Bürger und Konzerne um die Energiewende kämpfen“. Wie tun die das?

Die Energiewende besteht aus einem politischem und einem gesellschaftlichen Kampf. In den vergangen Jahrzehnten wurde Strom in Deutschland hauptsächlich zentral erzeugt. Erneuerbare Energien werden aber zum großen Teil dezentral erzeugt. Bisher haben drei bis vier großen Stromgiganten, darunter RWE und Eon die Energie- und Klimapolitik maßgeblich bestimmt. Die Energielandschaft wird in Zukunft in verschiedenste Interessensgruppen zersplittern.

Und wie sieht der „Bürgerkampf“ aus?

Das ist relativ einfach, jeder kann sich überlegen: Woher kommt mein Strom, kann ich zu einem grünen Anbieter wechseln, wie kann ich Energie einsparen. Oder, ob ich sogar selbst Energie erzeugen möchte.

Aber ist es für eine erfolgreiche Energiewende nicht sowieso schon zu spät?

Wir stehen, was den Klimawandel betrifft, unter großem Zeitdruck. Aber es gibt keine Alternative – selbst wenn wir das Zwei-Grad-Celsius-Ziel nicht einhalten, sind 2,5 Grad immer noch besser als drei.  Interview: HMM

Diskussion unter anderem mit Umweltsenator Joachim Lohse: 19 Uhr, Altes Pumpwerk, Salzburgerstraße 12