: Neues vom Badesee
Willkommen im verkröteten Sommerloch
Jahrelang beobachteten wir in der guten alten Saure-Gurken-Zeit die Sommerlochtiere, all die Kühe und Kängurus, Krokodile und Kaimane, die plötzlich aus ihren Ställen oder Höhlen ausbrachen oder hervorkrochen und die Badeseen bevölkerten, um die halbnackte Menschheit zu erschrecken – bis es uns zu bunt wurde, nachdem nämlich Zirkusse anfingen, das Werbepotenzial der Sommerlochtiere zu entdecken und ihre bedauernswerten Gefängnisinsassen freilaufen ließen, um von der öffentlichen Aufmerksamkeit zu profitieren. Deshalb hatten wir gestern nicht einmal mehr ein müdes Arschbackenrunzeln für die verkrötete Meldung der Lochagentur dpa über: „Schildkröte sorgt in Naturfreibad für Aufregung.“ Ja, scheißt der Hund drauf! Wenn irgendwelche Deppen ihre Schildkröte an den oberbayerischen Badesee in Aschau im Chiemgau mitnehmen, und – schwupps! – ist sie weg. Und lässt sich jetzt auch nicht wieder einfangen, wie es nach mehreren vergeblichen Versuchen heißt. Nein, diese Sommerlochtiere ignorieren wir weiterhin. Und interessieren uns erst wieder für irgendwelche unangemeldeten Wesen, wenn der erste Sommerloch-Alien am Badesee auftaucht. Aus irgendeiner fernen Galaxie da draußen. Herzlich willkommen im Irrenhaus Erde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen