: „Weil Jens einen eigenen Zugang gefunden hat, ist sein Film zeitlos“
Filmer Jens Huckelriede hat mit der Dokumentation „Return of the Tüdelband – Gebrüder Wolf Story“ Leben verändert
Interview Wilfried Hippen
taz: Frau Hemmleb, Sie waren die Editorin bei dem Film „Return of the Tüdelband“, den Jens Huckelriede 2003 gedreht hat. Darin geht es um die Gebrüder Wolf, die das bekannte Hamburger Lied „An de Eck steht ’ n Jung mit ’ n Tüdelband“ komponiert und gesungen haben.
Maria Hemmeleb: Ja, das ist ja ein Gassenhauer, aber seine Geschichte kannte in Hamburg kaum jemand. Und Jens Huckelriede hat dann viel dazu recherchiert.
Die Gebrüder Wolf waren jüdische Vaudevillestars, hatten in der NS Zeit Berufsverbot und wurden von den Nazis verfolgt. Aber Huckelriede hat darüber ja keinen konventionellen Dokumentarfilm gemacht.
Nein, er hat Kontakt zu Dan Wolf, dem Urenkel von Leopold Wolf aufgenommen. Der lebt in San Francisco und ist Hip-Hop Musiker.
Und den hat er dann nach Hamburg geholt und ihn unter anderem auf dem Fischmarkt das Lied singen lassen …?
Ja, und er hat dabei sogar das alte Originalkostüm getragen, das er von seinem Urgroßvater geerbt hatte.
Das war ja ein ganz neuer und origineller Weg, jüdisches Leben in Deutschland zu dokumentieren …
… und weil Jens einen ganz eigenen Zugang gefunden hat, ist sein Film zeitlos.
Deswegen ist es auch wichtig, dass er alle paar Jahre wieder in Hamburg gezeigt wird.
Eine Zeitlang ging das nicht, weil Jens Huckelriede 2013 gestorben ist und sein Nachlass geregelt werden musste. Aber wenn er dann gezeigt wird, sind die Leute immer wieder total begeistert.
Hatte der Film denn auch eine Wirkung außerhalb des Kinos?
Seit 2008 gibt es in Hamburg einen Gebrüder-Wolf-Platz und Dan Wolf macht bis heute Workshops mit Jugendlichen, etwa im KZ Neuengamme.
Und das hat der Film bewirkt?
Ja, Dan sagt selber, dass Jens da etwas in ihm geweckt hat und sich dadurch sein Leben total veränderte.
Wie war denn die Arbeit an dem Film für Sie als die Editorin?
Es war eine Herausforderung, denn Jens und ich mussten ja einen Weg finden, wie wir das Archiv-Material mit den neu gedrehten Aufnahmen verbinden.
Wird da dann die Struktur des Films erst bei der Montage gefunden?
Ein großer Teil des Films entstand im Schneideraum. Jens hatte zwar vorher schon eine Vorstellung davon, wie er die Geschichte erzählen wollte. Aber dann haben wir beide geguckt, was an Filmmaterial da war, und ob man damit auch noch etwas anderes erzählen konnte. Und das Schöne war, dass Jens sehr offen war und immer bereit, die Ideen von anderen aufzugreifen.
Nun hatte Jens Huckelriede ja auch mit dem Hamburger Bernd Meiners einen sehr guten Kameramann an seiner Seite.
Ja, es machte Spaß mit dem Material von Bernd zu arbeiten. Er hat diese bewegte Kamera. Es gab einen Moment, als ich beim Sichten dachte, jetzt müsste die Kamera nach unten gehen, und dann machte sie das auch. Das war ein wunderbares Gefühl.
„Return of the Tüdelband – Gebrüder Wolf Story“, Samstag, 16. 7., 20 Uhr, im B-Movie auf St- Pauli. Zu Gast sind die Editorin Maria Hammleb und der Kameramann Bernd Meiners
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen