WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Die Sommerferien haben dieses Jahr fast zeitgleich mit dem Wahlkampf begonnen. Da trifft es sich gut, dass unsere Stadt über eine so schöne Einrichtung wie den Bundespressestrand verfügt. Im Liegestuhl kann man dort exklusiv den Sonnenuntergang über dem Regierungsviertel verfolgen. Bei Regen ist schnelle Flucht in einen Strandpavillon, bei Hitze kurzfristige Abkühlung in einem Planschbecken möglich. Freitag eröffnet das Kabarett Koalition dort nun den Wahlkampf mit seinem Programm „Vorgelogene Neuwahlen – Panik in der Deutschland AG“. Aber auch im Theaterdiscounter in der Monbijoustraße wirft der Wahlkampf seine Schatten in Form eines Theaterabends voraus. André Rößler hat aus dem Selbstfindungsbestseller unseres sportlichen Außenministers einen historischen Abend zusammengestellt. „Joschka Fischers langer Lauf zu sich selbst – Jetzt noch länger“ hat ebenfalls Freitag Premiere. Wer es wie die preußischen Könige halten möchte und vor der hässlichen Wirklichkeit lieber in eine Welt der reinen Schönheit entkommen möchte, dem sei ein Theaterausflug nach Potsdam empfohlen, wo das Hans-Otto-Theater zwei Sommerhighlights im Schloss Sanssouci präsentiert. Im Westflügel der Orangerie, die Friedrich Wilhelm IV. nach dem Vorbild einer Medici-Villa erbaute, um dort seine Palmen standesgemäß überwintern zu lassen, gibt es ab Freitag William Shakespeares leichtfüßige Komödie „Was ihr wollt“ zu sehen, und zwar in Thomas Braschs melancholiesprühender Übersetzung. Am Samstag spielen dort die gleichen Schauspieler dann Anton Tschechows „Onkel Wanja“. Mitten im Sommer ein Wintermärchen? Auch so etwas ist im Theater möglich, und zwar in der Treptower Arena, wo am Wochenende die berühmte Bremer Shakespeare Company mit „Ein Wintermärchen“ gastiert.