: Die Bull-Analyse
Das ePaper ist eine Zeitung. Zur Entwicklung der digitalen Abos der taz
Das Schöne an der Kurve über den Verlauf der ePaper-Abos ist, dass sie so schlicht ist. Ein einfacher Strich von links unten, wo sie beginnt, nach rechts oben, wo sie jetzt angelangt ist. Ein erholsamer Anblick in einer Welt, die sonst von Komplexitäten nur so strotzt. Sieben Jahre stetiger Erfolg. Ach was, der Haken da im Frühjahr 2010, man könnte ihn mit Fug und Recht wegrechnen. Und das alles, obwohl kaum jemand gemerkt hat, dass wir das ePaper-Abo beworben hätten, wie wir es alle Nase lang für die anderen taz-Abos tun. Denn das haben wir nicht oder kaum. Ein Aufstieg also, der ex nihilo, also gleichsam aus dem Nichts kommt ?
Nicht ganz, denn das ePaper ist ein Produkt, das die gewogenen Texte der Redaktion mit stupender Informatik zu einer echten Zeitungskomposition macht. Denn nichts anderes sind sie, die digitalen Ausgaben der taz: Zeitung gewordene Binarität. Und nicht nur „Internet“, was immer sofort assoziiert wird, wenn man ans zeitgenössische Publizieren denkt. An den vorüberstreichenden Rausch an News, an die man sich schon nach zehn Minuten nicht mehr erinnern kann.
Aber das ePaper ist anders. Es ist die Zeitung! Nicht weniger, höchstens ein bisschen mehr und ein bisschen mehr ubiquitär. Dass dies die LeserInnen mehr und mehr schätzen lernen, sieht man unserer Kurve durchaus an. Und nun, nach sieben Jahren mählicher Laufbahn, passiert auch noch richtig was Sichtbares: Zum eigenständigen Wachsen der separaten Ausgabe gesellt sich mit frischem Schwung die Kombination aus Papier und Display – für nur 1 Euro pro Woche können AbonnentInnen der Druckausgabe das ePaper dazubuchen. Ziemlich smart, wie jedeR merkt, der’s mal probiert.
Nein, die tägliche Zeitungslektüre hat nicht ausgedient, auch wenn die papiernen Auflagen sinken. Wer lesen kann und lesen will, wird die zeitgenössische Darreichungsform des ePapers durchaus als Bereicherung empfinden. Dass wir hier kein Esperanto-Produkt anbieten, zeigt die realwirtschaftliche Abokurve auf beeindruckende Weise. Wir gehen davon aus. dass sie mit dem für Android-Geräte optimierten aPaper einen weiteren Schwenk nach oben erhält. Und mit den wachsenden digitalen Erlösen für die taz und ihre Redaktion eine ihrer wichtigsten Ambitionen bewahrt: täglich interventionsfähig zu bleiben.
Andreas Bull arbeitet in der Geschäftsführung des taz-Verlags