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brief des tages

Auf das Auto angewiesen?

„Kommt Zeit, kommt Rad“, taz vom 18. 4. 22

Immer wieder lese ich die Formulierung „Menschen, die auf das Auto angewiesen sind“. Diese Menschen sollen von aller Kritik oder eventuellen Maßnahmen zur Beschränkung des Autoverkehrs ausgenommen werden. Diese Gruppe ist ebenfalls der Grund, weshalb in Deutschland Au­to­fah­rer*in­nen massiv subventioniert und rechtlich bevorzugt werden. Es stellt sich aber doch die Frage, ob das Phänomen des Auf-das-Auto-angewiesen-Seins überhaupt relevant existiert: „Angewiesen sein“ kommt von „anweisen“, also jemandem befehlen. Diese Menschen werden also extern genötigt, ein Auto zu benutzen, sie sind in einer alternativlosen oder nicht ihrer freien Entscheidung unterliegenden Situation. Wenn man jedoch auf unsere Gesellschaft mit Fachkräftemangel, quasi Vollbeschäftigung und hoher räumlicher Flexibilität schaut, zeigt sich, dass es vollkommen freie Entscheidungen sind, die die Menschen ins Auto setzen: das scheinbar günstige Einfamilienhaus außerhalb statt der teuren Wohnung in der Stadt et cetera. Viele Menschen entscheiden sich sehr bewusst für diese räumliche Trennung.Christoph Hammann-Kloss, Freiburg

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