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Archiv-Artikel

Ein weiter Weg bis zu den Fässern

RADIOAKTIVE ABFÄLLE Im maroden Atommülllager Asse droht weicher Teer die Bohrer zu verschmieren. Erst sieben Meter ist der Bohrer in eine der Kammern vorgedrungen, bis zum Inneren sind es 20 Meter

„Wir müssen wissen, was wir in den Kammern vorfinden“

WERNER NORDING, BFS-SPRECHER

Bitumen bremst Bohrung: Gut eine Woche nach dem Start musste im Atommülllager die erste Probebohrung unterbrochen werden, weil weiches Bitumen den Bohrer und das Bohrloch zu verschmieren droht. Das bestätigte jetzt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Wann die Arbeiten weiter gehen, war gestern noch unklar.

Nach der Einlagerung der Fässer mit radioaktiven Abfällen hatte der damalige Asse-Betreiber GSF die Kammer 7 im April 1982 mit einer rund 20 Meter dicken Mauer verschlossen. Das Bauwerk besteht aus verschiedenartigem Beton, Ytong-Steinen und eben Bitumenfugen. Der genaue Aufbau sollte beim Anbohren des Hohlraums erkundet werden.

Nur langsam fraß sich der Bohrkopf seit dem Bohrbeginn am 1. Juni durch das Mauerwerk. Das Bohrmehl war zwischendurch immer wieder auf mögliche radioaktive Kontamination untersucht worden, wie BfS-Sprecher Werner Nording erläutert. Im letzten Teilstück soll nur noch in Zehn-Zentimeter-Schritten gebohrt werden. Weil in den Bohrpausen auch verschiedene Messungen erfolgen – etwa, wie nahe der stählerne Bohrkopf einem Atommüllfass gekommen ist –, muss das gesamte Gestänge zwischen den Schritten aus- und wieder eingebaut werden.

Auf die erste dicke Schicht aus Bitumen ist der Bohrer nun nach einer Strecke von rund sieben Metern gestoßen. Die Masse sei weicher, als Tests im Vorfeld der Bohrung erwarten ließen, sagt Nording. Die nun aufgetretenen Komplikationen beim Anbohren zeigten, wie wichtig die der Rückholung der Abfälle vorgeschaltete Probephase sei. „Wir müssen wissen, wie die Kammerverschlüsse beschaffen sind und was wir tatsächlich in den Kammern vorfinden, um die Rückholung der Abfälle vorbereiten zu können.“ Die Probephase sieht neben dem Anbohren von zwei Kammern – neben der Kammer 7 noch die Kammer 12 – das Öffnen dieser Hohlräume und das Bergen erster Fässer mit ferngesteuertem Gerät vor. REIMAR PAUL