: Rechts, aber nicht organisiert
Selbst ernannte Jäger von Kinderschändern hatten laut Staatsanwaltschaft keine Verbindung zu Neonazi-Kameradschaft. In ihren Kreisen gelte: „Rechts ist geil“
Rechte Gesinnung ja, aber nicht organisiert. So beschreibt die Staatsanwaltschaft eine Gruppe von elf Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die mit ihren Grausamkeiten für unrühmliche Schlagzeilen gesorgt hatten. „Neonazis foltern Berliner“, hatte etwa die Morgenpost am vergangenen Wochenende getitelt. Im Text wurde behauptet, einige der inzwischen in Untersuchungshaft sitzenden Personen hätten in der Vergangenheit zum Umfeld der vor drei Monaten verbotenen rechtsextremistischen Kameradschaft Berliner Alternative Südost (BASO) gehört.
Für die These einer Bindung zur BASO haben die Ermittler nach Informationen der taz zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber definitiv keine Erkenntnisse. Die Tatverdächtigen hätten keinen besonders hohen Intelligenzquotienten. In ihren Kreisen sei es unmöglich, keinen Kontakt zu Rechten zu haben. „Rechts ist geil“, sei dort die Devise. Aber sie hätten keine Kontakte von Relevanz zu rechten Organisationen.
Wie berichtet hat die Staatsanwaltschaft gegen acht Männer und drei Frauen im Alter von 16 bis 30 Jahren Anklage wegen Raub und gefährlicher Körperverletzung erhoben. Am 1. Mai hatte ein Teil der Gruppe in Köpenick einen 40-Jährigen gefoltert und ihm mit einem Bügeleisen schwere Verbrennungen zugefügt. Die selbst ernannten Ordnungshüter hielten den Mann für einen Pädophilen – was dieser nicht war – und wollten ihn dafür bestrafen. „Kinderschändern sollte ein Denkzettel verpasst werden“, so die Staatsanwaltschaft. Bei einem anderen Vorfall am 11. Mai hatten einige Mitglieder der Gruppe zwei Punks zusammengetreten und -geschlagen. Der eine hatte einen Anti-Nazi-Aufnäher an der Jacke.
Mitarbeiter des Mobilen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus (MBR) halten es für denkbar, dass die Tatverdächtigen zu einer gewissen „rechtsorientierten Lifestyle-Klientel“ gehören, die sich seit Mai verstärkt am S-Bahnhof Grünau trifft. Eine Bürgerinitiative beobachte das Treiben schon seit längerem mit Sorge. PLUTONIA PLARRE