: Globalisierungsbilanz insgesamt positiv
OECD-Ausblick: Die Folgen der Konkurrenz durch Niedriglohnländer für die heimischen Jobs werden überschätzt
PARIS dpa/taz ■ Im Gesamtbild ist die Globalisierung halb so wild, meint die OECD. Mit der hohen Arbeitslosigkeit habe sie jedenfalls bei weitem nicht so viel zu tun, wie vielfach angenommen werde. Während einige Sektoren von der Öffnung der Märkte profitierten, kämen andere unter Druck. Die Bilanz sei aber in der Regel positiv. „Die Erfahrung lehrt, dass Protektionismus eine Sackgasse ist“, schreibt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in ihrem jüngsten Arbeitsmarktausblick. Wichtig seien die Anpassungsfähigkeit der Unternehmen, aber auch die ökonomischen Rahmenbedingungen wie Ölpreis und Wechselkurse.
Die Arbeitnehmer aus den bedrängten Branchen müssten allerdings mit längerer Arbeitslosigkeit und höheren Lohneinbußen rechnen. „Arbeitsplatzverluste in einigen Sektoren und neue Arbeitsgelegenheiten in anderen Sektoren begleiten unvermeidlich den Globalisierungsprozess“, heißt es. Man müsse „die Jobverlierer entschädigen und die Chancen für neue Beschäftigung fördern“.
Bei Letzterem setzen die OECD-Experten wie der neoliberale Mainstream der Ökonomen vor allem bei den Arbeitslosen selbst an: Diese müssten mit Beratung, Weiterbildung und anderen Maßnahmen für die Jobsuche „aktiviert“ werden. „Vorruhestand, Arbeitsunfähigkeitsrenten oder Arbeitslosenunterstützung mit geringen Anforderungen an die Jobsuche sollten vermieden werden.“
Dass sich an der Arbeitsmarktlage derzeit nicht viel ändere, hänge aber vor allem mit den hohen Ölpreisen und den Wechselkursschwankungen zusammen. So werde die Erwerbslosenquote in den 30 OECD-Staaten – wie bereits im Mai prognostiziert – nur von 6,7 auf 6,4 Prozent sinken und die Zahl der Arbeitssuchenden nur von 37 auf 36 Millionen zurückgehen. In Deutschland werde in diesem Jahr mit einem Anstieg von 9,3 auf 9,6 Prozent der Höhepunkt überschritten, und 2006 sei mit einem Rückgang auf 9,1 Prozent zu rechnen. In den USA soll die Quote 2006 von 5,1 auf 4,8 Prozent sinken, in Japan von 4,4 auf 4,1 Prozent und in Frankreich von 10,0 auf 9,6 Prozent. Dagegen dürfte die Arbeitslosigkeit in Großbritannien von 4,9 auf 5,2 Prozent steigen.
Die Lohnstückkosten werden nur in Deutschland und Japan weiter sinken. Über den gesamten OECD-Raum werde es einen Anstieg geben, so die Experten. Im Mittel aller OECD-Staaten dürften die Reallöhne aber weiter geringer steigen als die Produktivität.