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Archiv-Artikel

„Fast fünf Millionen Jobs“

VORTRAG Elisabeth Stolle spricht darüber, „Arbeitsplätze ohne Wachstum“ zu schaffen

Von SCHN
Elisabeth Stolle

■ 76, ist Rentnerin und hat früher als Buchhändlerin gearbeitet. Sie ist Mitglied der „Initiative Arbeitszeitverkürzung“ bei Attac.

Frau Stolle, Sie glauben an Vollbeschäftigung in Deutschland ohne Wirtschaftswachstum - wie soll das gehen?

Elisabeth Stolle: Das geht, und zwar durch eine Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden die Woche. Wenn alle Vollzeitbeschäftigten auf 30 Stunden reduzieren würden, könnten fast fünf Millionen zusätzliche Jobs geschaffen werden.

Die Arbeitnehmer sollen trotz verringerter Arbeitszeit keine niedrigeren Löhne erhalten - wer soll das bezahlen?

Heinz Bontrup und Mossen Massarad haben in ihrem „Manifest zur Überwindung der Massenarbeitslosigkeit“ ausgerechnet, dass dafür allein 82 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt werden könnten, die Arbeitslosigkeit jährlich kostet. Hinzu könnte ein Teil durch Steuererhöhungen für Vermögende und Unternehmen finanziert werden.

Und wo sollen die fehlenden Facharbeiter, Pflegekräfte oder ErzieherInnen herkommen?

Hier ist natürlich der Staat gefordert. Er muss dafür sorgen, dass Unternehmensgewinne nicht in die Finanzmärkte, sondern in die Qualifikation von Arbeitskräften fließen und dass Geschlechtergerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt hergestellt wird. Masserad und Bontrup legen hier einen Plan von fünf Jahren vor, die als Vorbereitungszeit benötigt werden. Diese fünf Jahre werden im übrigen auch dafür angelegt, um Überzeugungsarbeit bei den Arbeitnehmern zu leisten, damit die sich überhaupt auf eine verkürzte Arbeitszeit einlassen.

Warum sollten sie das nicht tun?

Die Menschen müssen sich daran gewöhnen, viel mehr Freizeit zu haben und vor allem daran, damit auch sinnvoll umzugehen. INTERVIEW: SCHN

19.30 Uhr, Villa Ichon