brief des tages:
Die Narben der Verschmelzung
„Ein Trümmerhaufen“, taz vom 21. 4. 22
Mit dem Rücktritt von Susanne Hennig-Wellsow hat in der Linken der fundamentalistische Flügel in einem jahrelangen Machtkampf gesiegt. Immerhin stand die jetzt scheidende Co-Chefin für eine pragmatische und vernunftbezogene Politik, die nun allerdings von den kommunistischen, antikapitalistischen und marxistischen Teilen der überaus heterogenen Partei überstimmt wurde. Dass die Narben der Verschmelzung auch 15 Jahre nach dem Zusammenkommen von Linkspartei/PDS und WASG weiterhin zutage treten und sich ostdeutsche Reformorientierte mit westdeutschen Ideologen bekriegen, hängt maßgeblich am immer deutlicher werdenden Umstand, dass 2007 zwei Parteien vereinigt wurden, die schon damals nicht zusammengepasst haben. Es ist zwar nichts Besonderes, dass es in politischen Reihen Richtungskämpfe gibt. Allerdings unterscheiden sich die Positionen der Strömungen bei Grünen, SPD, CDU oder FDP nicht so eklatant und grundlegend, dass man eine ständige Zerreißprobe fürchten muss. Die Partei Die Linke steht jedoch so unter Druck, dass eine interne Versöhnung ausgeschlossen ist. Dennis Riehle, Konstanz
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