Allianz warnt vor Folgen des Klimawandels

Der Versicherer fordert von den G-8-Ländern einen Aktionsplan und will mehr in erneuerbare Energien investieren

BERLIN taz ■ Der Klimawandel ist Realität – und fordert Opfer. 160.000 Menschen sterben pro Jahr in Folge von Stürmen, Fluten oder anderen Auswirkungen der weltweiten Erwärmung. Hinzu kommen die wirtschaftlichen Schäden, die im schlimmsten Falle auf bis zu 74 Billionen Euro geschätzt werden (siehe Kasten). Das sind die Kernaussagen einer Studie, die jetzt gemeinsam von der Allianz Gruppe und dem World Wildlife Funds (WWF) in London vorgelegt wurde.

„Wir dürfen den Klimawandel nicht ignorieren“, sagt Joachim Faber, Vorstandsmitglied der Allianz AG. Die Versicherungsbranche jedenfalls spürt die Folgen sehr deutlich. 35 bis 40 Prozent der Schäden, die die Allianz Industrieversicherungen begleichen muss, seien Folgen von Naturkatastrophen. Zwar ist nicht jede Flut und jeder Wirbelsturm eine Folge des Klimawandels. Aber: „Wir gehen davon aus, dass Naturkatastrophen durch den Klimawandel immer häufiger auftreten und gravierendere Schäden anrichten werden“, sagt Faber. Die britische Versicherungsbranche rechnet damit, dass sich die jährlichen Wetterschäden bis 2050 auf 3,3 Milliarden Euro verdoppeln werden, ein extremes Jahr könnte sogar bis zu 20 Milliarden Euro kosten.

Für die Allianz Anlass, die Risiken des Klimawandels in alle Kalkulationen einzubeziehen –sowohl beim Abschluss von Versicherungen als auch bei der Vergabe von Krediten und der Beurteilung von Unternehmen. Denn auch der Handel mit Emissionsrechten werde zum wachsenden Kostenfaktor für Unternehmen und vor allem Versorger und den Rohstoffsektor belasten. „Als Versicherer, Investor und Kreditgeber können wir dieses Wissen nicht einfach ignorieren“, sagt Faber.

Deshalb werden wohl auch die Versicherungsprämien für Risiken, die durch den Klimawandel verursacht werden können, steigen. „Im Versicherungsgeschäft erhöht der Klimawandel das Risiko von Sachschäden jährlich um 2 bis 4 Prozent“, sagt Andrew Torrance, Chef der britischen Allianz Cornhill.

Jedes Risiko bietet aber auch Chancen. So fordert die Allianz höhere Investitionen in emissionsarme Technologien – und geht mit eigenem Beispiel voran. In den kommenden fünf Jahren sollen die Investitionen des Unternehmens in erneuerbare Energien um 300 bis 500 Millionen Euro steigen.

Doch auch die Politik müsse ihren Teil tun, um den Risiken des Klimawandels zu begegenen, sagt Faber.Von den Staats- und Regierungschefs, die in der kommenden Woche zum G-8-Gipfel in Schottland zusammenkommen, fordern Allianz und WWF klarere politische Rahmenbedingungen, um langfristige Investitionen und die Kreditvergabe für Banken anpassen zu können.

Außerdem sollen die Staats- und Regierungschefs einen festen Aktionsplan zur Bekämpfung des Klimawandels vorlegen. Faber: „Sie müssen sicherstellen, dass von diesem G-8-Gipfel ein Signal zur Senkung der Emissionen ausgeht und dass die Märkte zur Verringerung der Treibhausgase eine langfristige Zukunft haben werden.“

STEPHAN KOSCH

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