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Gefühl und Ratio

Mit Kölns neuem Sportdirektor Christian Keller soll noch mehr Solidität beim 1. FC Köln einziehen

Christian Keller Foto: Imago

Aus Köln Andreas Morbach

Im Februar stand Christian Keller in Kapstadt und kam ins Grübeln. Sein Abschied von Jahn Regenburg, nach gut acht Jahren, lag da bereits über drei Monate zurück, und einen großen Teil seiner Reisepläne hatte Keller in seiner selbst gewählten Auszeit schon verwirklichen können. Nun blickte er auf die Dächer von Kapstadt, von wo aus er seinen Trip durch das Land plante und dachte: „Jetzt reicht’s mit Urlaub.“

Die Anekdote aus dem südafrikanischen Sommer erzählte Keller am Montag, bei seiner Vorstellung als neuer Sport-Geschäftsführer des 1. FC Köln. Draußen vorm Geißbockheim blies der Wind und drinnen machte sich der 43-Jährige warme Gedanken über den Job, den er am Freitag offiziell begonnen hatte. Dabei ging es, klar, auch um die große Emotionalität, die rund um den Klub aus dem Kölner Grüngürtel gelebt wird.

Eine Tatsache, die der promovierte Sportökonom Keller sehr pragmatisch angeht. „Mir ist sehr bewusst, dass das hier gefühlsmäßig in die eine oder andere Richtung gehen kann. Aber dass die Menschen so eine Leidenschaft für ihren Verein zeigen, ist doch etwas total Positives. Parallel dazu versuche ich, meine Arbeit mit möglichst viel Ratio zu machen“, erklärt der Mann, von dessen Weitblick die FC-Chefs so beeindruckt waren, dass sie nach Kellers Unterschrift Ende November noch viereinhalb Monate auf den tatsächlichen Arbeitsbeginn des neuen Sportchefs warteten.

Mit Chefcoach Steffen Baumgart, dessen Kontrakt im Juni 2023 endet, will sich Keller in der Sommerpause in aller Ruhe zusammensetzen. Die Verträge mit Außenverteidiger Benno Schmitz und Mittelfeldwühler Florian Kainz haben die Domstädter bereits in den Wochen vor Kellers Ankunft verlängert, nun geht es um die Arbeitspapiere weiterer Leistungsträger. Im Fokus: Der gebürtige Kölner Salih Özcan, der in der vergangenen Woche sein Debüt im türkischen Nationalteam feierte. Und Anthony Modeste, auf dessen Dienste als Torjäger und Spaßvogel Trainer Baumgart weiter setzen möchte.

„Bei der Kaderplanung drängt die Zeit, das will ich mit Tempo vorantreiben. Der April ist dafür nicht der früheste Zeitpunkt“, weiß Keller, der in den neuen Job auch mit einem Bund Vorschusslorbeeren aus berufenem Munde startet. So berichtet Hansi Flick, er habe Keller persönlich kennen gelernt, als der in seiner Zeit als Dozent für Sportmanagement an der SRH Hochschule Heidelberg die Tochter des jetzigen Bundestrainers unterrichtete.

„Er hat in Regensburg gute Arbeit geleistet. Dort ist es ihm gelungen, mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten eine erfolgreiche Mannschaft zusammenzustellen“, sagt Flick, der die gute Entwicklung des Geißbockklubs preist und betont: „Zusammen mit der neuen Geschäftsführung kann Köln sicherlich beruhigter in die Zukunft blicken. Wer hätte das vor einem Jahr gedacht.“

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