berliner szenen: Aufräumen in Bibers Höhle
Im Naturschutzgebiet hinter unserem Haus lag bereits in präpandemischen Zeiten manchmal Müll. Seit den Lockdowns aber finden sich inmitten der geschützten Grünfläche nicht mehr nur benutzte Taschentücher und leere Flaschen.
Neulich dachte ich von Weitem einen seltenen Vogel zu sehen. Doch aus der Nähe betrachtet stellte sich schnell heraus, dass es sich bei dem, was ich als Vogelhals zu identifizieren meinte, lediglich um das Rohr einer Toilette handelte (das WC selbst war von einem Busch verdeckt). Seit Neuestem wurde ein Stück Gras neben einer Weide asiatischer Wasserbüffel gar in eine Sperrmülldeponie verwandelt: Jemand hat dort mehrere alte Matratzen und Elektroschrott abgeladen.
Nachdem eine Freundin meiner Tochter gesehen hatte, dass auch in der Biberhöhle am Wasser Plastikteile liegen, ist sie entschlossen: „Wir werden den Biber von dem Müll befreien!“ An einem stürmischen Samstag lässt sie sich auch von orkanartigem Wind und starkem Regen nicht davon abbringen. Und hat auch schon alles Nötige dabei: Regenkleidung, Plastikhandschuhe und Mülltüten.
Erst bin ich nicht gerade begeistert, bei Wind und Wetter Müll einsammeln zu gehen. Der Sturm peitscht so über die Bäume und Wiesen, dass es sich nicht vermeiden lassen wird, nass zu werden, Schirm hin oder her.
Die Biberhöhle zu dritt von drei leeren Schnapsflaschen, Pizzakartons, einer Badeente, einem zersetzten Männerturnschuh und Plastikresten zu befreien, fühlt sich dann aber trotz nasser Haare und Füße sehr gut an. Am Ende tragen wir drei große Säcke voll Müll nach Hause.
Dort müssen die Kinder erst einmal in die Badewanne, um sich wieder aufzuwärmen. Als sie wieder rauskommen, fragen sie: „Gehen wir gleich wieder zurück? Da war doch noch viel mehr!“ Eva-Lena Lörzer
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