piwik no script img

Lafo sucht Neue

Angst geht um unter den deutschen Parteien vor dem Großen Vorsitzenden Oskar Lafontaine

Verhörerfoto: reuters

Quo vadis, Oskar? Welches traurige Ende wartet auf den kleinen Saarländer, jetzt, da auch die zweite Ehe den Bach runter ist? Oder will es Oskar Lafontaine noch einmal wissen? Nachdem er 1999 und 2005 bei der alten Tante SPD alles hingeworfen hatte, hat er nun auch mit der Linken Schluss gemacht. „Ich wollte, dass es im politischen Spektrum eine linke Alternative zur Politik … gibt, deshalb habe ich die Partei Die Linke mitgegründet“, verkündete er am Donnerstag.

„Er war fast alles, was man in einem politischen Leben in Deutschland werden kann: Oberbürgermeister von Saarbrücken …“, steht in seinem politischen Nachruf der Gedenkagentur dpa, und es stimmt ja auch, Oberbürgermeister von Saarbrücken werden nur die wenigsten. „Die Wenigsten“ wäre kein schlechter Name für die Nachfolgepartei, die der rüstige, aber immer noch fitte Polit-Senior sucht. Wie wäre irgendwas mit „AO“? Stehen doch Alte drauf, wie man in den Inseraten und Kontaktanzeigen der einschlägigen Fachblätter liest. „KPD/AO“ und „NSDAP/AO“ sind allerdings vergeben oder verboten oder urheberrechtlich geschützt, dafür haben die Greise immer noch die AfD.

Apropos Arschlöcher für Deutschland: Deren Ex-Vorsitzende haben wie der große Oskar auch immer Nachfolgeparteien gegründet, vielleicht suchen die noch Mitglieder? Bernd Luckes „Analfa“ zum Beispiel oder die Linkskreisverkehrsrechten, die er gleich danach ins kränkliche Leben gerufen hat? Oder Frauke Petrys „Die Babyblauen“? Oder Jörg Meuthens „Af-AfD“, was wohl Alternative für die Alternative für Dummies heißt? Oder „Die neuen Pinsel“, zu der dereinst der derzeitige AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla wechseln wird, wenn es den Malermeister von der Partei-Leiter haut?

Vielleicht ist Oskar Lafontaine auch zu neunmalklug für all das und zieht sich tatsächlich auf sein Altenteil zurück, von wo aus er seiner Noch-Ehefrau beim Weiter-Scheitern zuschauen kann. Schließlich fügte er seinem Abschiedsbrief noch eine Binse hinzu: „Im politischen Leben macht man immer Fehler. Ja, manches würde ich im Nachhinein anders machen. Aber das Geschehene kann man nicht mehr ungeschehen machen.“ Wahre Worte des Großen Vorsitzenden. Aber besser wär’s.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen