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Archiv-Artikel

Arbeitslosenzahl sinkt – aus Saisongründen

An der Zahl der Arbeitslosen ändert sich kaum etwas. Wohl jedoch an der Zahl derer, die noch Arbeit haben. Sie sinkt

BERLIN taz ■ Die Zahl der Arbeitslosen ist im Juni deutlich gesunken. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) registrierte insgesamt 4.704.000 Menschen, die keine Beschäftigung hatten. Das waren 102.500 weniger als im Vormonat. Doch hat dieser Trend nichts mit einer womöglich besseren Wirtschaftslage zu tun. Er erklärt sich allein durch die in jedem Sommer übliche Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt. Auch wenn der Rückgang stärker ausfiel als in den gleichen Monaten der vorangegangenen Jahre, hätten „konjunkturelle Impulse“ keine Rolle gespielt, sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Die Quote der Arbeitslosen sank im Juni um 0,3 Prozentpunkte auf 11,3 Prozent. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag sie zu dieser Zeit bei 10,2 Prozent.

Werden die Saisoneffekte herausgerechnet, ergibt sich ein Rückgang von nur noch 23.000 Arbeitslosen – die Quote liegt dann bei 11,7 Prozent. Auch dieser Rückgang hat mit der Konjunktur nichts zu tun. Er erklärt sich allein durch die Einführung der so genannten Ein-Euro-Jobs und durch intensivere Betreuung von jugendlichen Arbeitslosen. Nach Meinung der BA ist die Zahl aber durch die Einführung der Hartz-IV-Reform verzerrt und damit nicht direkt vergleichbar mit den Zahlen der Vorjahre. Im Vergleich zum Juni 2004 berechnete man einen Anstieg von 471.000 Arbeitslosen. 330.000 davon würden jedoch durch die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe in der Statistik auftauchen, sagte BA-Vize Heinrich Alt. Insgesamt sei die Entwicklung des ersten Halbjahrs damit positiv.

Gleichzeitig sind schätzungsweise 78.000 Arbeitslosengeld-II-Empfänger nicht erfasst, wie Alt sagte. Diese haben im Zuge der Hartz-IV- Reform vom „Optionsmodell“ Gebrauch gemacht, weshalb ihre Angaben noch nicht erfasst seien. Die Saisoneffekte werden im Winter wieder kompensiert. Das heißt, dass sich an der Zahl der Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt nichts ändert. Sie bleibt bei rund 4,8 Millionen.

Besorgt zeigten sich Alt und Weise über die Zahl derer, die eine Arbeit haben. Die nämlich sinkt. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse lag im April mit 26,15 Millionen um 333.000 unter dem Vorjahreswert.