Die Bankgesellschaft erntet Kritik – und Lob

Nach turbulenten Jahren verläuft die Hauptversammlung der Bankgesellschaft vergleichsweise ruhig. Bankkritiker werfen dem Vorstand Beschönigungen in der Bilanz vor, aber sogar Vertreter der Kleinaktionäre sind zufrieden

Ein Häuflein Bankkritiker steht vor dem ICC im Regen, verteilt Informationsmaterial über den größten Bankenskandal der Republik. Ihr Transparent, das nicht nur zu diesem Thema passt, hängt trotzig im Wind: „Euer Reichtum macht uns arm!“ steht darauf. Von diesem kleinen Protest abgesehen erinnerte gestern auf der Hauptversammlung der Bankgesellschaft wenig an die turbulenten Tage in den Hochzeiten der Bankenkrise – und zwar vor und in dem abrissreifen Kongresszentrum am Charlottenburger Autobahnkreuz.

Fast schon ruhig verlief die Hauptversammlung des mehrheitlich landeseigenen Bankkonzerns, der den Berlinern so viel Sorgen bereitete und Milliarden kostete. Mit rund 1.000 Aktionären waren zwar weniger gekommen als in den Vorjahren, wie eine ganz normale Hauptversammlung – der Vorstand lobt sich, und Kleinaktionäre meckern – verlief die Veranstaltung dann aber doch nicht.

Das lag unter anderem an der Bürgerinitiative Bankenskandal. Ihre Vertreter, als Kleinaktionäre redeberechtigt, hoben noch einmal die ganze Dimension des Skandals hervor. Heute könne die Bankgesellschaft Erfolge verkünden, merkte FU-Professor und Initiativengründer Peter Grottian an, weil das Land Berlin bereits jetzt mehr als 5 Milliarden Euro direkt oder indirekt in den maroden Konzern gesteckt hatte. „Sie sanieren sich auf Kosten der Berliner Bürger und Bürgerinnen“, warf Grottian den Bankern vor. So würden die Bilanzen geschönt. SPD und PDS trügen dies im Senat mit, und auch aus der Opposition komme kaum Kritik, so der Professor.

Solche und ähnliche Vorwürfe prallten an Konzernchef Hans-Jörg Vetter ab wie ein Tischtennisball von der Platte. „Unsere Bilanz ist nicht geschönt“, antwortete Vetter auf eine entsprechende Frage. Auch Grottians Vorschlag, mögliche Abfindungsregelungen für Anleger der umstrittenen Immobilienfonds bis zu einem Urteil des Landesverfassungsgerichtshofs auszusetzen, wies Vetter brüsk zurück. Der Vorstand sei gehalten, den Schaden für die Bank gering zu halten, so Vetter. Verfassungsrechtliche Bedenken Dritter änderten daran nichts.

Zuvor hatte der Konzernchef eine positive Bilanz der Sanierung der Bank gezogen. „Wir können beginnen, auf diese Bankgesellschaft wieder ein wenig stolz zu sein“, so Vetter. Die Vergangenheit habe man endgültig hinter sich gelassen. Das Ziel sei eine „ertragsstarke Universalbank für die Region Berlin-Brandenburg“. Beim Gewinn vor Steuern strebt Vetter in diesem Jahr eine Steigerung um ein Drittel auf 160 Millionen Euro an. Mit Kostensenkungen und Risikominderungen solle erneut ein „signifikanter Anstieg“ erreicht werden, auch durch die Steigerung der Vertriebsaktivitäten.

Bis Februar 2007 soll die Berliner Bank, eine Tochter der Bankgesellschaft, verkauft werden. Danach steht der ganze Konzern zur Veräußerung an. Berlin hofft, dadurch wenigstens einen Teil des in die Bank gepumpten Geldes zurückzukriegen. 2001 war die Bank aufgrund risikoreicher Immobilienfondsgeschäfte an den Rand des Ruins geraten, als die damals regierende große Koalition zerbrach.

Lob für den Bankvorstand kam gestern von ungewohnter Seite: von den Vertretern der Kleinaktionäre. Die Gewitter der Vergangenheit seien vorbeigezogen, sagte einer. „Nur ab und zu zucken noch Blitze.“

Das deutlich verbesserte Ergebnis sei ein Erfolg. Dies liege aber nur an der geringeren Risikovorsorge, auch das Betriebsergebnis müsse nun gesteigert werden. Ein anderer betonte: „Es scheint, als hätten sie die Kurve gekriegt.“ Die Erfolge basierten aber auf dem Abarbeiten der Altlasten, jetzt müsse das Neugeschäft wachsen.

RICHARD ROTHER