: Prinzip Sicherheit
RECHTS Die konservative Nea Dimokratia lag gestern abend mit hauchzarter Mehrheit vorne
ATHEN taz | Er trommelte wie kein anderer für den Euro: Der konservative Ex-Außenminister Antonis Samaras ist aus der griechischen Parlamentswahl nicht als klarer Sieger hervorgegangen. Ob es letztlich für eine Koalitionsregierung mit der sozialistischen Pasok reicht, die den Sparkurs weiterführt und den Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone sichert, bleibt abzuwarten.
Immerhin sollen nach ersten Prognosen bis zu 30,5 Prozent der Griechen und Griechinnen für Samaras gestimmt haben. Doch es wäre ein schwerer Fehler zu unterstellen, sie hätten dies aus Überzeugung getan. Vieles deutet darauf hin, dass der konservative Parteichef diesmal jene Unentschlossene und Wechselwähler an sich binden konnte, die der Linken (noch) misstrauen und Angst vor Bankrott und Euro-Austritt haben. Um es in der Sprache der linken Syriza zu sagen: Die Angst war also doch stärker als die Hoffnung.
Eine „Koalitionsregierung aller pro-europäischer Kräfte“ wünscht sich der konservative Vizechef und ehemalige EU-Kommissar Stavros Dimas – und unterstellt dabei, dass die linke Syriza für anti-europäische Politik stehe. Doch das wird kein einfaches Unterfangen, da die altgedienten Parteigranden beim Volk unbeliebt sind. Auch die zahlreichen Sprösse prominenter Politikerfamilien, die über die Listen der konservativen „Nea Dimokratia“ ins Parlament gewählt wurden, sind dem breiten Publikum eher gleichgültig. Abermals werden unabhängige Wirtschaftsexperten als Minister gehandelt – allen voran Jannis Stournaras, Leiter des Athener Think-Tanks IOBE, der sowohl bei den Konservativen als auch bei den Sozialisten Sympathien genießt.
Sollte eine Regierung unter Beteiligung der Nea Dimokratia zustande kommen, so ginge für Samaras ein Traum in Erfüllung: Schon in den neunziger Jahren machte sich der in den USA studierte Ökonom als Hoffnungsträger der Konservativen auf sich aufmerksam und wurde mit 38 Jahren Außenminister unter dem konservativ-liberalen Premier Konstantin Mitsotakis. Nach Ausbruch des Jugoslawien- Krieges formulierte Samaras jedoch derart maximalistische Forderungen, dass er Mitsotakis auf die Nerven ging und seinen Hut nehmen musste. Daraufhin gründete Samaras eine konservativ-nationalistische Splitterpartei, brachte die Regierung seines einstigen Förderers zu Fall und manövrierte sich ins politische Abseits, bis er 2004 auf Geheiß des gemäßigten Parteichefs Kostas Karamanlis die Parteifahne der „Nea Dimokratia“ wieder hissen durfte.
Umstritten bleibt Samaras bis heute in der Partei wegen der rebellischen Haltung von damals und auch wegen seines autoritären Führungsstils. Parteigremien und gemäßigte Persönlichkeiten des konservativen Lagers bleiben bei ihm außen vor. Seine wichtigsten Verbündete findet Samaras in einem kleinen Kreis rechts gesinnter Zeitgenossen, die ihm seit Jahren die Treue halten – darunter etwa der Publizist Chryssanthos Lazaridis oder der ehemalige Elitesoldat Failos Kranidiotis, der sich einst als Anwalt des PKK-Führers Öcalan einen Namen machte. JP