piwik no script img

Waterloo in London

Boris Johnson auf Party über Abba gestolpert

Mit allem, einfach allem ist Boris Johnson bislang durchgekommen. Partys über Partys hat der britische Premier geschmissen und damit Downing Street 10 zur Fetenzen­trale des Noch-Vereinigten Königreichs, wenn nicht der gesamten Coronawelt gemacht.

Dass einen Tag vor dem Begräbnis des verstorbenen Queen-Gemahls Philip eine Sause sondergleichen stattfand, während die schwarz behütete und gewandete alte Königin Elisabeth II. einsam in der Trauerkirchenbank saß – geschenkt! Nichts haben die selbst gern saufenden und feiernden Briten dem blonden King of Budenzauber nachgetragen. Trotz Corona! Trotz strenger Pandemieregeln! Trotz aller Moralpredigten!

Doch mit einer neuen erschütternden Veröffentlichung könnte sich das jetzt schlagartig ändern. Ein entlarvender Scoop müsste Johnson zumindest metaphorisch das elefantendicke Genick brechen. Wie der Telegraph am Mittwoch unter Berufung auf Insiderquellen berichtete, hat der Premierminister an einer Feier in seiner eigenen Wohnung im November 2020 teilgenommen. So weit noch alles normal, aber dann: „Man habe ihn nach oben gehen sehen, wo laut Abba-Songs wie ‚The Winner Takes It All‘ gespielt worden seien, gab die Quelle an“, schilderte die Partyagentur dpa gestern.

Abba! Ausgerechnet Abba! Alles kann man der Nummer eins von Number Ten durchgehen lassen, aber schlechten Musikgeschmack niemals! Nicht als Brite! „The winner takes it all“! Diese an Niedertracht kaum zu überbietende Hymne aller Honks. Wobei man Abba allerdings zutiefst dankbar sein muss: „Thank You for the Music“.

Wenn die strahlend sauberen Kukident- und Comeback-Schweden mit ihrem üblen Siegerschlager Boris Johnson endgültig als Dancing Queen entlarven konnten, lässt das nicht nur auf den tiefen Sturz des Party-Premiers, sondern auch auf Spitzenschlagzeilen der britischen Boulevardblätter hoffen: „Voulez-Vous Waterloo, Boris?“ Und wir singen: „The King Has Lost His Crown“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen