Auf zu Neuwahlen mit altbekannten Leuten

Grüne in NRW und Hessen platzieren Höhn und Fischer ganz oben auf den Landeslisten. Umweltpolitiker Loske gewinnt Kampfabstimmung gegen Fraktionsgeschäftsführer Beck. Keine neuen Köpfe auf den vordersten Listenplätzen

DÜSSELDORF taz/ap ■ In ihrem Bundestagswahlkampf setzen die nordrhein-westfälischen Grünen auf bekanntes Personal: Die Landesliste anführen wird die ehemalige NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn. Ohne Gegenkandidatin angetreten, erhielt Höhn auf dem Landesparteitag am Samstag in Düsseldorf 77,8 Prozent der Stimmen. Nicht viel, verglichen mit den 96 Prozent, die sie bei ihrer Kür zur Spitzenkandidatin für die Landtagswahl im November geholt hatte.

Trotzdem sprach Höhn von einem „hervorragenden Ergebnis“ – und kündigte an, sie wolle das Gewicht des bevölkerungsreichsten Bundeslandes in Berlin stärken. Im Kampf um Listenplatz zwei setzte sich der Umweltpolitiker und amtierende Fraktionsvize Reinhard Loske deutlich gegen den Rechtsexperten und parlamentarischen Geschäftsführer der Bundestagsfraktion Volker Beck durch.

Loske punktete mit seiner umweltpolitischen Rede, er warnte unter anderem vor der drohenden Renaissance der Atomkraft im Falle eines Wahlsieges der Union. Im Vergleich wirkte der Kölner Beck unsicher. Er kam zunächst nur auf 27,4 Prozent, wurde schließlich auf Platz vier gewählt. Listenplatz drei ging an die NRW-Landesparteichefin Britta Haßelmann, die ebenso wie Höhn erstmals in den Bundestag einziehen will.

Ein wirklich neues Gesicht kam erst auf Platz acht zum Zug: Kai Gehring, Sprecher der Grünen Jugend NRW, musste dafür neun Wahlgänge über sich ergehen lassen. „Ich weiß nicht, wie mit altem Personal eine neue Politik durchgesetzt werden soll“, kritisierte der parteilinke Münsteraner Landtagsabgeordnete Rüdiger Sagel. Bundesumweltminister Jürgen Trittin gab sich dessen ungeachtet als Hauptredner optimistisch: Die Grünen hätten nicht nur in der Umwelt-, sondern auch in der Sozial- und Arbeitsmarktpolitik gute Argumente. Schwarz-Gelb stehe für eine korrupte Politik: „CDU-Chefin Angela Merkel nennt Vertrauen den Schmierstoff der Demokratie. Da kann ich nur sagen: Von Schmierstoff versteht die Union viel“, rief Trittin – und bekam dafür lauten Applaus.

Auch in Hessen bestimmten die Grünen ihre Landesliste. Joschka Fischer wurde mit 93,8 Prozent der Stimmen auf Platz zwei gewählt – das bisher beste parteiinterne Ergebnis für den Außenminister. Ungerade Listenplätze sind bei den Grünen traditionell Frauen vorbehalten. So wurde in Hessen Margareta Wolf, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, mit 64,4 Prozent auf Platz eins gewählt. Sie übernimmt diese Position von Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer, die nicht mehr antritt.

Auf Platz drei geht mit Anna Lührmann, 22, die bisher jüngste Bundestagsabgeordnete wieder ins Rennen. Den Kampf um Platz vier entschied der parlamentarische Staatssekretär im Verbraucherschutzministerium, Matthias Berninger, knapp für sich.

In Sachsen-Anhalt kam die parlamentarische Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion, Undine Kurth, auf Platz eins – in Sachsen ihre Bundestagskollegin Monika Lazar. ANDREAS WYPUTTA