piwik no script img

wortwechselMissbrauch in der Kirche. Jetzt. In Ewigkeit? Amen?

Der erzkonservative „Stellvertreter Gottes“, Ex-Papst Ratzinger, muss sich doch noch in diesem Erdenleben seiner Vertuschung des sexuellen Missbrauchs stellen. Oder … nicht?

„Treffen der Besinnung und des Gebets“ mit Ratzinger im Vatikan 2010 Foto: ZUMA Wire/imago

„Missbrauch in der katholischen Kirche: Schwerer Vorwurf gegen Ratzinger“,

taz vom 20. 1. 22

Pathologisches System?

Die Grausamkeit römisch-katholischer Bürokratie und Obrigkeit kommt durch ein erneutes Gutachten zu Tage. Wie viele solcher Gutachten braucht es eigentlich noch? Die Pathologie des römisch-katholischen Systems liegt offen vor uns. Und wieder höre ich Leute sagen, was alles Gutes in und durch die Kirche getan wird. Aber darf ich das Gute mit dem Grausamen verrechnen? Ich glaube nicht. Eher muss das Gute vor dem Grausamen geschützt werden. Die Gewalt gegen Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene in der Kirche fand und findet statt in einer diese Gewalt reproduzierenden Struktur. Die Denkweise, die hinter dieser Struktur steht, ist Teil der herrschenden Theologie. Diese theologische Konstellation ist asymmetrisch und patriarchal. Der klerikale Missbrauchstäter begeht ein Verbrechen mit sexuellen Mitteln, seine Motivation ist, Gewalt über andere Menschen auszuüben, es ist ein Akt der Grausamkeit, auch wenn dieser Akt oft zuerst spirituell daherkommt. Werner Huffer-Kilian, Pastoralreferent im Bistum Trier

Kein Himmel im Glauben

Für Benedikt den XVI. alias Joseph Ratzinger: Bei solchen Stellvertretern Gottes auf Erden kann man sich den Laden des „Chefs“ nur als „Hölle“ vorstellen!

Hans Endrejat, Neuenbürg

Das „System Ratzinger“

Liebe taz, ich habe vor Kurzem ein hoch interessantes Buch gelesen, passend zum Thema „System Ratzinger“. Dieses kann ich nur allen Le­se­r:in­nen wärmstens empfehlen. Es heißt „Nur die Wahrheit rettet“. Filmregisseur Christoph Röhl und Theologin Doris Reisinger haben hervorragend recherchiert, hier werden auch Laien über Kirchenrecht und das dadurch ganz eigene Denken der katholischen Kirche aufgeklärt. Ich kam aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus.

Evelin Paetz, Stuttgart

Schauriges Dienstrecht

Selbst der Papst unterscheidet schizoid zwischen dem Priester als Amtsträger und dem Priester als privatem Pädophilen. Dass in Deutschland die kinderschändenden Pfaffen öffentlich mit Namen, Kirchenamt und Gemeinde am Pranger stehen – das findet nicht statt, und diese Ignoranz gegenüber den Opfern ist bezeichnend. Ein Bilanz fälschender Bankdirektor ist ein Bilanz fälschender Bankdirektor der XYZ Bank, verdammt noch mal, wieso soll das bei einem pädophilen Pfaffen anders sein? Das Dienstrecht der katholischen Kirche vertuscht und strafversetzt mit dem Segen des verlogenen göttlichen Stellvertreters emeritus effektiv und so lange, bis es ein Pfaffe so toll treibt, das er zum öffentlichen Ärgernis wird, dann entschuldigt man sich und spricht woelkisch mit einfühlsamen Worten von einem bedauerlichen Einzelfall.

Klaus-Joachim Heuser, Gütersloh

Nichts gewusst?

Zu Herrn Ratzinger gibt es ja nun einschlägiges Bildmaterial beim Bayerischen Rundfunk: Ratzinger gestreng am Piano mit gelehrigem und etwas schüchternem Regensburger Domspatz. Wollen wir alle im Ernst behaupten, wir hätten von nichts gewusst, nachdem es doch die Spatzen von den Dächern pfeifen?

Christoph Meinhardt, Bruckberg

Und taz.de schreibt …

Nach der erfolgreichsten Bild-Headline aller Zeiten („Wir sind Papst“) erwartet man nun ungeduldig die Fortsetzung: „Wir sind Kinderschänder“. HP Remmler

Es sollte sich jedes Mitglied in diesem Verein fragen, ob dieser überhaupt reformierbar ist. FVaderno

In allen Religionen sind Frauen, Kinder und Ungläubige die Opfer. Trotzdem bleibt der Hokuspokus überall gegenwärtig. Man küsst den Tätern noch die Hand und lässt sich von ihnen segnen. Es sind nicht nur die katholischen Pfaffen, die sich an Kindern vergehen, auch bei den evangelischen gibt es genügend Übergriffe. Frau Flieder

@Frau Flieder Ich denke nicht, dass sexualisierte Gewalt und Gewalt gegen Schwächere oder als anders Wahrgenommene ein Problem von Religionen ist: Sexuelle Ausbeutung der US-amerikanischen Turnerinnen, Gewalt bis hin zur Tötung von indigenen Kindern in kanadischen Heimen, Internierung und Schikanierung von unliebsamen Kindern in DDR-Erziehungsanstalten und und und. Kirchen sind hier genauso gefährdet wie andere von Menschen organisierte Sozialstrukturen. Fünfpluseins

Missbrauch Schutzbefohlener? Woelki macht Urlaub. Mitnahme eines Bürostuhls für das Homeoffice? Strafanzeige … Jürgen aus Nürnberg

@Jürgen aus Nürnberg Gerade diese Frau (die Justitiarin der Kölner Kirchenprovinz, die all die Akten sichten musste) konnte jetzt im Missbrauchsprozess nicht aussagen wegen Krankheit. Sie ist zu sehr traumatisiert wegen des Verhaltens der Kirche ihr gegenüber (fristlose Kündigung wegen des Bürostuhls!) und weil sie wohl keinerlei psychologische Rückendeckung bei der Aufarbeitung der Akten durch ihren Arbeitgeber erhalten hat. Keine Aussage heißt hier wieder mal Entlastung für die Institution und den Täter.

Friderike Graebert

Internationales Problem

Es handelt sich hier um ein weltweites Problem und bis auf wenige Ausnahmen ist den Tätern nicht viel passiert. Vonseiten des Klerus folgen auf jedes Gutachten Krokodilstränen. Bis dann das nächste Gutachten kommt. Jim Hawkins

@Jim Hawkins Der Vorgänger von Marx, Herr Wetter, soll geäußert haben, er hätte nicht gewusst, dass Kinder so stark darunter leiden, wenn ihnen so etwas angetan würde. Das sagt doch alles. Wieso hinterfragt das niemand? Friderike Graebert

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen